Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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die Ochsen so gemüthlich liegen, wiederkäuen und ausruhen. Es ist mir als sollte ich hier krank werden, als sollte ich gleich dem armen kleinen Lappländer Tantus Potas in Italien, als er in den letzten Zügen lag, von aller Herrlichkeit der Tropen nur das begehren, was ich nicht erhalten könnte, „ein wenig Schnee um mein Haupt darauf zu legen.“
Ein Regenschauer, ein Regenschauer! Und die Flamingos haben Badewasser bekommen und halten ein großes Bad, und die Gänse schnattern, alle Pflanzen glänzen und treiben ihre Blüthen hervor und Menschen und Pflanzen und Thiere richten ihre Häupter auf. Jetzt setzt der Kaffeebusch Bohnen an und die Palma Christi[1] reckt ihre grünen Hände ganz gestärkt im Winde empor. Der Papayabaum schüttelt die Regentropfen aus seinem Wipfel und Cucullos kommen in Menge herangeflogen.
Morgen am Sonntag dürfen die Neger unter dem großen Mandelbaum vor der Bohea tanzen. Dieß wird mein letzter Tag auf Concordia sein. Uebermorgen reise ich in Begleitung von Sidney Sauval nach Havannah.
Da ich es in frischer Erinnerung habe, muß ich Dir von einem Ereigniß erzählen, das sich vor Kurzem nicht weit von hier zugetragen hat und ein Beweis ist, wie viel die Behandlung der Negersklaven bei ihnen in Gutem oder Bösem wirken kann.
- ↑ So wird nach der Beschaffenheit der Blätter diese Pflanze genannt, aus welcher man das Ricinusöl preßt. Man hat sie in letzterer Zeit mit großen Vortheil auf Cuba und in den südlichen Staaten Americas zu bauen angefangen.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/262&oldid=- (Version vom 14.9.2022)