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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

glauben, es könne keine Arbeit ausgeführt werden außer mit Hülfe von Taglohn oder der Peitsche.

Am Morgen des 8. Mai.  

Ich habe meine letzte große Aussicht über Cuba vom Azoteon auf Alfredo Sauvals Hause genossen. Es war gestern Abend bei Sonnenuntergang. Zum letzten Mal habe ich seine schönen Palmenhaine, seine zierlichen, glitzernden Häuser, seinen milden Himmel, sein hellblaues Meer in dieser Beleuchtung, in dieser entzückenden, bezaubernden Abendluft gesehen. Heute Nachmittag gehe ich an Bord der Isabel und sage dann Cubas Palmen und Ceibas, Cucullos und Contretänzern, Guadarajahs und Sternbildern, africanischen Trommeln, Gesängen und Tänzen, seiner glücklichen und unglücklichen Bevölkerung, seinen Höllen und seinen Paradiesen auf immer Lebewohl.

Ich habe Abschied genommen von guten Freunden, habe das Columbusdenkmal auf der Plaza de armas abgezeichnet, habe heute früh zum letzten Male meine liebe Cortina de Baldez besucht und die Brandung um Morros Klippe sich brechen gesehen. Auf dem Rückweg nach Hause ging ich in eine Restauration und verlangte dos libras de dulces (zwei Pfund Zuckerwerk), um es ein paar kleinen Mädchen zu schenken. Als ich das Confect bezahlen wollte, gab mir der junge Herr, der hinter dem Ladentische stand, das Geld mit einem verbindlichen „Kostet Nichts, Sennora,” zurück. Ich glaubte, daß er mich oder ich ihn nicht verstanden habe, reichte daher mein Geld von Neuem bin, erhielt es aber mit denselben Worten wiederum zurück. Jetzt erinnerte ich mich an das, was ich von der spanischen und cubanischen Galanterie gehört hatte, ich sah mich um, und als ich am andern Ende des Zimmers neben der Thüre Herrn Sauval entdeckte, da

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/276&oldid=- (Version vom 14.9.2022)