Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/281

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

die Weihnachtslichter an der nordischen Fichte brannten, den Kindern zur Freude und dem himmlischen Kinderfreunde zu Ehren? Und habe ich nicht mehr als einmal Ew. Majestät den Wunsch und die Hoffnung aussprechen gehört, daß einst eine Gesellschaft auf Erden sich bilden möge, in welcher alle Mitglieder gleiche Gelegenheit zur Erlangung von Tugend, Kenntnissen, Thätigkeit und Wohlstand haben werden, eine Gesellschaft, in welcher Güte und Tüchtigkeit die höchste Aristokratie ausmachen würden und der höchste Rang dem höchsten menschlichen Werthe zukäme? Und so entfernt auch Americas Vereinigte Staaten noch von diesem Gesellschaftsideal sein mögen, so läßt es sich nicht läugnen, daß sie darnach streben, daß sie ihn täglich immer näher kommen, mehr vielleicht als irgend andere Staaten auf Erden. Dieß gilt insonderheit von den nördlichen und freien Staaten der Union, die hauptsächlich von den Abkömmlingen der ältesten Pilger bevölkert sind, und wo der Quäkerstaat überall hin seine Boten von innern Licht, von Freiheit, Frieden und allgemeiner Brüderschaft ausgesandt hat. Enthusiasmus für Religion und Menschenwohl hat diese nördlichen Staaten gegründet. Auf diesem Grund sind sie groß und stark geworden und wachsen noch heute, ihre Herrschaft immer mehr ausbreitend.

Die südlichen Staaten erkennen zwar dieselben Principien von Freiheit, Menschenrecht und Menschenwohl als ihr Ziel an, aber sie tragen eine Kette, die ihre Fortschritte auf dem Weg der menschlichen und staatlichen Entwicklung hemmt, eine Kette, die sie theils nicht abschütteln wollen, theils nicht abschütteln können, nemlich das Sklavereiinstitut. Sie haben den Neger als Sklaven gebunden und der Negersklave bindet sie, hindert sie das Schulwesen, die Industrie und alle guten gesellschaftlichen Einrichtungen zu entwickeln,

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/281&oldid=- (Version vom 14.9.2022)