Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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eines Tags rief der älteste Knabe: „Da kommt Papa!“ Sie wollte ihm nicht glauben. Sie hatte so manches Jahr vergebens auf Nachrichten von ihm gewartet. Sie ging jedoch jetzt aus dem Hause, um den Ankommenden zu sehen, und als sie noch in der Entfernung ihren Mann erkannte, da fiel sie ohnmächtig nieder. Es war ihm nach beharrlichen Anstrengungen gelungen sich ein sicheres Brod zu verschaffen; er hatte sich in dem schönen Florida eine Hütte erbaut, und nach dieser Heimath in diesem Lande ewigen Sommers wollte er jetzt seine Frau und seine Kinder führen. Sie waren auf der Reise dahin begriffen. Am Ufer des Monroesees lag die neue Wohnung; dort sollten die beiden Gatten ein neues Leben beginnen. In dem mondheilen Abend küßten sie sich und ruhten an einander mit der innigsten Liebe und Freude. Er sah gut und mannhaft aus. Sie hatte feine Züge und war offenbar schön gewesen, schien aber durch Kummer und harte Arbeit gelitten zu haben. Sie konnte nicht viel über dreißig Jahre sein; er schien einige Jahre jünger. Sie saßen beständig neben einander. Sie lehnte mit einem Ausdruck inniger Zuversicht und Ruhe ihren Kopf an seine Schulter. Sie sollte nicht mehr allein, getrennt von dem Manne, umgeben von Verwandten, die ihn mißachteten und haßten, für Haus und Kinder arbeiten. Er war bei ihr; sie hatte ihn wieder bekommen, und was noch mehr war, sie hatte wieder Achtung gewonnen vor ihm als Mann und Gatten. Er konnte, er mußte fortan sie und die Kinder versorgen, er führte sie weit, weit hinweg von den Sandhügeln, wo sie so viel Böses ausgestanden hatte, nach dem blühenden Florida, wo Orangenbäume ihre Wohnung am Ufer des Sees umschatten und Floridas Sommerwinde neue Blumen auf ihre Wangen rufen sollten. All diese lieblichen Gefühle und Gedanken waren ganz deutlich im Ausdruck und im Wesen der beiden Gatten
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/333&oldid=- (Version vom 14.9.2022)