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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

sowohl für die Fabrik als für Virginien, daß ich es mit besonderem Vergnügen annahm, zumal da es von ausgesuchter Güte sein soll. Ich hielt es auf der Heimfahrt so lang als möglich vor meine Nase, aber ich weiß in Schweden Munde genug, die seine Annehmlichkeit sehr preisen werden.

Auf den Abend war ich zu einer großen Parthie eingeladen, bei welcher tausend Personen, der Rahm von Richmonds Gesellfschaft, sich einfinden sollten.

„Er ist der härteste Sklavenbesitzer in der ganzen Gegend. Man erkennt seine Sklaven auf der Straße sogleich an ihrem ausgehungerten Aussehen.“

„Ja, er ist ein böser Mann, aber er ist sehr reich.“

So hörte ich einige meiner Bekannten und selbst Sklavenbesitzer gestern Abend mit einander reden. Ich fragte: „Wer ist so böse und zugleich so reich?“

„Just dieser Herr, zu welchem Sie auf morgen Abend zu dem großen Fest eingeladen sind,“ lautete die Antwort. Ich erkundigte mich bei einigen andern Personen noch näher nach dem Verhältniß und fand, daß die Sache allgemein bekannt war.

„Und gleichwohl wird sein Haus von der besten Gesellschaft der Stadt besucht?“ sagte ich verwundert; „und dennoch behaupten Sie, daß die öffentliche Meinung den Sklaven schütze und den bösen Herrn bestrafe?“

„Mr. N.'s Frau und Tochter sind so gut und so liebenswürdig! Nur ihnen zu liebe geht man mit Mr. N. um.“

Ich aber vermuthe, daß Mr. N.’s Reichthum eben so großen Antheil an dieser Nachsicht hat, als die Seelengüte seiner Frau und Tochter.

Ich dankte für die Einladung, sagte aber ab.

Wenn diese vielgepriesene Gerechtigkeit der öffentlichen Meinung sich gegen den reichen Sklavenbesitzer

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/383&oldid=- (Version vom 13.9.2022)