Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Der an die Kirche überlassene Saal ist höchst einfach und liegt niedrig, gleich als trüge er Scheu sich über die Erde zu erheben, um nicht von dem Geist von Monticello bemerkt zu werden. Er scheint noch gespensterscheu zu sein.
Ich gedenke über den großen Examens- und Preisvertheilungstag in Charlotteville zu bleiben, um noch Einiges mehr von Virginiens jungen Söhnen und die Blüthe seiner Schönheiten zu sehen, die auf dieses Fest hier erwartet werden. Inzwischen beabsichtige ich einen Ausflug über die blauen Berge und in das Virginiathal hinein, wo ich eine berühmte Grotte zu sehen wünsche, die nach ihrem Entdecker Weihers Cave heißt. Vielleicht dehne ich meinen Ausflug noch weiter westwärts nach den Berggegenden Virginiens aus, um da die natürliche Brücke und andere Naturwunder zu sehen, die sehr gerühmt werden. Es kommt da auf Zeit und Umstände an. Mein gefälliger Wirth und Landsmann, Professor de Vere, ist mir ein guter Freund und Rathgeber. Heute Nachmittag reise ich in der Diligence ab, begleitet von einem prächtigen gelehrten und guten alten Herrn.
Ich komme just von meinem Ausflug auf die blauen Berge zurück, aber nicht in der Diligence. Dort war es so eng und heiß, daß ich kaum hineingekommen sogleich wieder herauseilte, sie fahren ließ, und durch Vermittlung meines freundlichen Wirthes einen eigenen Wagen mit zwei Pferden und einem Neger als Kutscher miethete. Und jetzt, mein Herzchen, siehst du mich ganz allein da sitzen, frei und leicht wie ein Vogel auf dem Zweig, und ganz glücklich darüber, daß ich so in Einsamkeit und Freiheit die großartige, romantische Gegend überschauen darf. Und mein Neger Davis ist der
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/389&oldid=- (Version vom 13.9.2022)