Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Zeit der mächtige Indianerhäuptling Powhatan, der auch Kaiser genannt wurde, seine Residenz, und ihm gehorchte eine Menge kleinerer Indianerstämme, die ringsum in der Gegend gelagert waren, wo sie Ackerbau trieben. Als John Smith weiter über den St. Jamesfluß hinauf zu dringen versuchte, kamen er und seine Leute mit den Indianern ins Handgemenge. Seine Begleiter wurden massacrirt, er selbst gerieth in Gefangenschaft. Er war schon früher Gefangener gewesen und als Sklave in die Türkei verkauft worden, und unter manigfaltigen Abenteuern, die ihn sein rastloser Geist in Europa, Asien und Africa zu suchen gedrängt hatte, war er mit der Gefahr wohl bekannt geworden und zeigte sich unverzagt in jeder Lage, in die er kommen mochte. Mitten unter den Indianern, deren Haß und Grausamkeit er wohl kannte, stand er ruhig da und fesselte ihr Interesse dadurch, daß er ihnen einen Compaß zeigte und verschiedene Proben seiner Gelehrsamkeit und Kunst zum Besten gab. Dieß erweckte Staunen und Bewunderung. Er wurde als ein Wunderthier und Zauberer von einem Stamm zum andern umhergeführt und endlich vor den Kaiser Powhatan gebracht, der über sein Schicksal bestimmen sollte. Während Pomwhatan mit seinen Häuptlingen über den Fremdling und die Behandlung, die ihm zu Theil werden sollte, berathschlagte, brachte er seine Zeit damit zu, daß er Streitäxte für den Kaiser und ein Perlenhalsband für seine kleine Tochter, die Prinzessin Pocahuntas machte, ein Mädchen von 10 oder 12 Jahren, das durch die Schönheit und den Ausdruck ihres Gesichtes alle jungen Indianerinnen weit überragte und wegen ihres Geistes und Verstandes unter dem Volke nonpareille (ohne Gleichen) genannt wurde. Der Kaiser und seine Häuptlinge verurtheilten Smith zum Tode. Er sollte öffentlich den Göttern des Volkes geopfert und sein Kopf mit Keulenschlägen zerschmettert werden.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/397&oldid=- (Version vom 4.12.2023)