Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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mit den südlichen zu halten, das für sie ehrenvolle und heilige Asylrecht aufgegeben, nachdem sie aus Achtung für die constitutionellen Rechte der südlichen Staaten das kostbare Recht geopfert den flüchtigen Sklaven zu beschützen, und nachdem der gewaltsame Abolitionismus immer mehr einem edleren und ruhigeren Platz gemacht, dürften, scheint mir, die mittleren Sklavenstaaten durch Nichts mehr verhindert werden Etwas auszuführen, was ihr eigenes höchstes Interesse sein würde.
In Virginien ist in Folge des Sklavereiinstituts nicht bloß eine große Menge weißer Bevölkerung (man hat mir von mehr als 80,000 gesagt) herangewachsen, ohne lesen und schreiben zu können, und dabei ebenso roh an Sitten als unwissend geblieben. Dieses Institut hat hier auch wie anderswo die Entwicklung der Industrie sowie die Zunahme der Einwanderung verhindert; es hat Mangel an Unternehmungsgeist in Bezug auf allgemeine Arbeiten und dadurch auch Mangel an Arbeit für eine zunehmende arme Bevölkerung verursacht. Die Folgen davon haben sich mit jedem Jahr drohender erwiesen. Hier findet sich nicht wie in freien Staaten ein Hintergrund von starkem und edlem Volksleben, aus welchem die Staatsämter und die Lehrsäle wie aus einem frischen Kern heraus besetzt werden könnten. Roheit und Armuth greifen immer mehr um sich. Und das kann auch nicht anders sein im einem Land, wo die eine Hälfte der Bevölkerung die andere in der Sklaverei hält. Die Pflanzer Virginiens, stolz auf ihre Erinnerungen, auf ihre Sklaven, unter denen sie gleich Feudalfürsten des Mittelalters zu sitzen behaupten, was jedoch ein großer Irrthum ist, verschanzten sich in ihren Traditionen oder Sklaveninstitutionen, nannten sich „highblooded, highminded” (Leute von edlem Blut und edlem Sinn) u. s. w., und blieben still sitzen, während der Wagen des Zeitalters an ihnen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/414&oldid=- (Version vom 5.12.2023)