Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
|
Gebräuche und Verordnungen erklärt habt. Antwortet mir, kommt hervor und widersprechet mir, wenn Ihr könnet. Habt Ihr diese Sklaven nicht wie unvernünftige Thiere gekauft und verkauft? Habt Ihr nicht verboten ihnen Unterricht zu geben? Habt Ihr ihnen nicht verboten wie vernünftige Menschen zu fühlen, zu denken und zu sprechen? Ich will demjenigen hundert Dollars geben, der mich widerlegen kann. Aber das Beste ist, Ihr schlaget Euch auf den Mund und schweiget. Das ist das Vernünftigste, was ihr thun könnt, gute Freunde. Will einer mucksen, so werde ich ihn mit meinen Worten todt schlagen. Ich bin ein Prosklavereimann; ich hasse den Abolitionismus. Ich will von ihm und von der Emancipation der Sklaven Nichts hören. Aber wenn Ihr herkommt und behauptet, daß Eure Sklaven Seelen haben, und daß ihnen wie Menschen ein Stimmrecht gegen freie Männer zustehe — seht, meine Herrn, das ist doch gar zu verrückt, gar zu albern, nachdem Ihr selbst in Worten und Thaten bewiesen habt, daß die Neger keine Seelen haben, sondern als unvernünftige Thiere betrachtet werden müssen. Schwatzet hin und schwatzet her, schwatzet so viel Ihr wollt, mich schwatzet Ihr nicht zu Boden.“
So eifert und perorirt Hr. Weise ein Langes und Breites auf dem Capitolium in Richmond, mit solcher Kühnheit und so grobkörniger Lebhaftigkeit und Streitlust, daß er Alle aus dem Concept bringt, und während er die Sklaverei zu billigen scheint, deckt er die Widersprüche und Abnormitäten auf, zu denen sie führt. Seine Reden machen gegenwärtig großes Aufsehen und füllen die Spalten aller Zeitungen.
In diesen werden jetzt auch Ereignisse in Virginien veröffentlicht, welche abschreckender als alles Andere gegen ein Institut zu sprechen scheinen, das offenbar die Sitten und den Verstand der weißen Bevölkerung untergräbt, weil es alle eigenwilligen und despotischen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/416&oldid=- (Version vom 5.12.2023)