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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

altmodische Art kleide, wie sie, nemlich mit hohen Absätzen und einer Frisur, die ihr sehr wohl anstand. Sie sah in dieser Tracht sowohl originell als auch gut aus, und dieses kleine Costüm, wie auch der Umstand, daß jede Person sich nach der Individualität ihrer eigenen Figur und Laune kleidet, gefällt mir so wohl, daß ich große Freude an der Versammlung hatte. Heute Abend ist großer Ball der Saison; ich bin dazu eingeladen und werde da den ganzen Putz zu Gesicht bekommen. Diese Saison soll nicht sehr brillant gewesen sein; das Wetter war kühl und regnerisch. Es regnet gegenwärtig stark.

Den 23. August.

Jetzt habe ich den Putz gesehen, nemlich den großen Ball, und es ist nicht viel davon zu sagen. Es waren nicht viele Leute da und unter ihnen nichts Ausgezeichnetes, außer bei den tanzenden Damen ein halb Dutzend geschmackvolle und schöne Toiletten. Man kann sich diese unmöglich harmonischer und eleganter denken, und zwar ohne alles Großthun und ohne alle Uebertreibung. Die Damen, welche sie trugen, waren ebenfalls schön und anmuthsvoll und hatten in ihren Costümen den Character getroffen, der für sie paßte. Am wenigsten gefiel mir die vornehmste Belle und Tänzerin des Balles, denn sie hatte so viele Ecken und Winkel in Gestalt und Façon; sie machte solche Quersprünge und der rothe Rosenkranz saß so anmuthslos auf ihrem Kopf, daß ich mich nur über sie wundern konnte. Die Herren tanzten nicht gut und die Polka war ganz ungraziös. Es that mir leid, einige kleine blasse Mädchen so ausstaffirt zu sehen, wie in frühern Zeiten große und alte Leute. Wenn man die Kinder aus der Kindheit herausreißt, so verderbt man ihnen ihre ganze Zukunft. Einer der Herren, die mir vorgestellt

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/479&oldid=- (Version vom 9.12.2023)