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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Nach den paar ersten Stunden ist es mit allem Vergnügen der Reise vorbei und man versinkt in einen leidenden, so zu sagen duseligen Zustand; man fühlt sich nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Nachtsack, und ich kann mir im Ganzen eine weniger nützliche und vergnügliche Art zu reisen gar nicht denken. Man kann da nicht einmal eine Nase voll frischer und reiner Luft bekommen. Könnte die Menge von Rauch und Staub vermindert werden, so wäre dieß eine große Wohlthat für die Passagiere. Die europäischen Eisenbahnen, mit denen ich gereist bin, sind in dieser Beziehung den americanischen weit überlegen.

In New-York mußte ich mich von Osgoods trennen. Ach es wurde mir schwer, von diesen Freunden zu scheiden mit dem Gedanken, daß ich sie wahrscheinlich nie wieder sehen werde – von meinem guten Doctor und meiner liebenswürdigen Marianne, seiner Frau! Noch im letzten Augenblick überhäuften sie mich mit Liebesbeweisen – ich kann es nicht anders nennen. Zu oberst unter ihnen zähle ich die medicinische Verordnung, die mein guter Doctor auf meine Beschreibung Deines Zustandes oder Deiner Zustände hier für Dich abgefaßt, wie er mich denn auch reichlich mit homöopathischen Medicamenten sowohl für Dich als für mich versehen hat. So er; und sie – ach Agathe! es gibt kleine liebevolle mütterliche oder schwesterliche Vorsorgen, die für einen Reisenden in fremden Landen unschätzbar sind, und die mich mehr rühren als große Geschenke, und solche Dienste habe ich ihr wie noch mehreren mütterlichen Frauen sowohl in America als auf Cuba zu danken. Wenn ich bedenke, wie ihre Hände für mich gearbeitet, wie sie sich bis in die kleinsten Details meiner angenommen haben, dann empfinde ich das Bedürfniß, diese Hände an mein Herz und an meine Lippen zu drücken.

Ihr freundliches schönes Gesicht, ihre ernsten Augen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/486&oldid=- (Version vom 9.12.2023)