Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Miene, wie er etwa mit Arrestanten hätte sprechen können, einige Fragen und ließ uns eine Weile warten; dann erst durften wir ins Gefängniß hineingehen, und vermuthlich hätte er uns den Eintritt am Liebsten ganz verweigert, wenn er es gewagt hätte. Mrs. G. und ich konnten nicht umhin, gegen einander zu bemerken, daß mehrere dieser Gefängnißaufseher so aussahen, als ob sie selbst unter den Gefangenen sein sollten, ja sogar noch schlimmer aussahen, als viele von ihnen.
Im großen Männergefängniß, das in einem elliptischen Rondell erbaut ist, mit einer Gallerie, die an den Zellen entlang geht, konnte ich mich bloß über die Unordnung verwundern, die da vorherrschte. Gefangene spazirten herum, schwatzten, rauchten Cigarren; Verkäufer von Cigarren und anderem Kran gingen frei unter ihnen umher. In mehreren Zellen wohnten zwei Gefangene zusammen. Hier waren mehrere Ausländer, unter ihnen einige zum Tod Verurtheilte. Ich fragte einen von ihnen, der bis auf einen gewissen Grad ein belesener und gebildeter Mann war, nach seinem Befinden im Gefängniß. Er antwortete mit bitterer Ironie: „Nun ja, es ist so gut als es bei einem Menschen sein kann, der alle Stunden des Tags sein Todesurtheil vor Augen hat.” Dabei zeigte er mir einen an die Wand geklebten Papierstreif, auf welchem schlecht geschrieben Tag und Stunde, wo er gehenkt werden sollte, zu lesen war. Die Gefangenen waren weit höflicher und artiger gegen uns, als die Herren Aufseher es gewesen. Einige schienen sich über unsern Besuch zu freuen, dankten uns und sprachen herzliche Worte. Während wir da waren, wurde ein betrunkener alter Mann in die untere Abtheilung des Gefängnisses gebracht. Die Art, wie man ihn hereinbrachte und in eine Zelle stieß, verrieth einen hohen Grad von Rohheit. Ich war hier in einer unaufhörlichen Verwunderung
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/492&oldid=- (Version vom 10.12.2023)