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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

auf und so kamen Worte und Sätze zusammen. Auf solche Art wurden die Fragen, die man an die Somnambüle richtete, beantwortet, und ich bin überzeugt, daß sie keinen Betrug ausüben wollte oder konnte; aber die Antworten, die sie abgab, bewiesen deutlich, daß der Geist, mit welchem sie in Rapport stand, nicht viel klüger war, als wir armen fragenden und forschenden Sterblichen. Sie hatte den entschlafenen Vater innig geliebt und war erst nach seinem Tod in diesen sonderbaren Zustand gerathen. Die Antworten zeugten zwar von einem reinen geistigen Leben, aber von keinem übernatürlichen Verstand. Die Scene interessirte mich, machte aber einen peinlichen Eindruck auf Channing, dessen reine geistige Natur sich an diesen künstlichen oder abnormen geistigen Verhältnissen stieß.

In den Vereinigten Staaten, besonders in den nördlichen gibt es seit einiger Zeit eine Menge von Hellseherinnen aller Grade, und Media, Geisterklopfen, und andere dunkle geistige Phänomene dieser Art gehören zur Tagesordnung. Sie werden von Vielen lächerlich gemacht, aber von Vielen auch ernstlich genommen.

Ich selbst habe von dem Treiben der Hellseherei genug gesehen, um mich zu überzeugen, daß es diesen Leuten keineswegs an einem Licht fehlt, welches das gewöhnliche und natürliche übertrifft, daß aber die hellsehende Person keineswegs unfehlbar ist. Sie sieht gewisse Sachen mit wunderbarer Klarheit, täuscht sich aber in andern. Der Hellseher oder die Hellseherin ist kein sicherer Führer. Unendlich kostbar ist jedoch der sichere Gewinn der Hellsehererscheinung, nämlich die Gewißheit, daß die Seele in den körperlichen Organen und Sinnen noch andere besitzt, die von ihnen unabhängig sind, daß der geistige Leib über dem natürlichen steht, und daß dieser letztere bloß das natürliche Medium des ersteren ist.

Unter den Personen, die im Phalanstère auf Besuch

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/513&oldid=- (Version vom 11.12.2023)