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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

letzte Bild, das ich von ihm hatte; so werde ich es in der Tiefe meiner Seele immer sehen.

Jetzt sehe ich mit meinen Augen es nicht mehr, sondern nur noch Himmel und Meer. Ich durchlebe wieder eine Pause zwischen zwei Lebenszeiten und zwei Welten. Aber mein Herz ist voll. Und fragt man mich, was das Volk der neuen Welt vor dem Volk der alten voraus habe, so antworte ich mit dem in meiner Seele noch frischen Eindruck dessen, was ich in America gesehen und erlebt: „Einen wärmeren Herzschlag, ein energischeres, jugendlich kräftigeres Leben.“

Unter den Briefen, die ich kurz vor meiner Abreise erhielt, befindet sich einer, den ich stets aufbewahren werde. Er ist nicht unterzeichnet, aber wüßte doch sein Schreiber (die Hand ist die eines Mannes), wie viel Freude er mir bereitet hat! Ich habe mitunter reizbar über Beweise von mangelndem Zartgefühl geklagt; aber ich habe nicht von den vielen mir zu Theil gewordenen Beweisen der einnehmendsten und zartfühlendsten Güte gesprochen, welche sich bloß näherte, um Vergnügen zu gewähren, und sich dem Danke entzog. Dieser Brief gehört dazu.

Das Wetter ist jetzt stürmisch und die See geht hoch. Ich lebe still in meinem Stübchen und betrachte das kleine Bouquet von grünem Laub und hellen Immortellen. Sie reden zu mir von America und von den Erinnerungen, die ich mitnehme. Ich werde keine theureren Gegenstände sehen, bis ich die schwedische Küste wiedersehe und Dich.



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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/529&oldid=- (Version vom 11.12.2023)