Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/94

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Morro sich brechen, welcher die Unruhe des Meeres ausschließt und den Hafen ruhig macht; sehe durch die Oeffnung des Hafens die weißen Segel über das große blaue Meer hinfliegen, sehe kleine Eidechsen herumspringen oder da sitzen, und sich auf der niedrigen Mauer an der Esplanade entlang dem Meere zu sonnen, und weiße Tauben herabfliegen und trinken aus einem weißen Marmorbecken unter einem schönen zu Ehren des Valdez errichteten Monument, welches die Promenade abschließt. Ein heller Wasserstrahl springt immer aus der Marmorwand des Monuments in das Bassin.

Um halb Zehn gehe ich wieder nach Haus und nehme das zweite Frühstück in großer Gesellschaft in dem hellen Marmorsaal an reich besetzter Tafel ein; aber ich verzehre außer Caffee bloß meine liebe Carolina-Reisgrütze und ein Ei. Sodann gehe ich auf mein Zimmer und schreibe Briefe, zeichne oder male bis zum Mittag. Nachmittags kommt der eine oder andere meiner neuen Freunde her und holt mich in seiner Volante (Cubawagen) zu einer Fahrt außerhalb der Stadt, auf einer ihrer schönen stattlichen Promenaden. Abends nach dem Thee gehe ich auf das Dach des Hauses, das wie alle Häuser hier platt ist, Azoteon genannt wird und von einer niedrigen Mauer oder einem steinernen Stacket umgeben ist, worauf Urnen von einer grauen Steinart mit grünen, hohen Verzierungen und vergoldeten, ehernen Flämmchen stehen. Hier gehe ich allein bis spät in der Nacht, betrachte den Sternenhimmel über mir und die Stadt unter meinen Füßen. Das Morrolicht — so nennt man das Licht des hohen Leuchtthurms auf der Morrofestung — wird angezündet und leuchtet gleich einem großen strahlenden Stern mit dem klarsten Schein über Meer und Stadt. Die Luft ist lieblich und still, sie athmet bloß wie ein schlafendes Kind, und um mich her höre

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/94&oldid=- (Version vom 20.8.2021)