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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

giengen, um in den Mühlen zu helfen; die Müller waren bereits dort an ihrer Arbeit. Von da gingen wir über das Feld und nach dem Kartoffelland, wo ich dem Präsidenten die Hand schüttelte, der Kartoffeln herausgrub und in weißen Hemdermeln mitten unter seinen Rathsherrn arbeitete. Sowohl der Präsident als die übrigen Bürger sahen wie tüchtige brave Leute aus, und die Kartoffelerndte versprach in diesem Jahr besonders ergiebig zu werden. Der Boden in New-Jersey soll sehr gut und fruchtbar sein. Die Sonne schien freundlich über das Kartoffelfeld, den Präsidenten und die Arbeiter, unter denen sich mehrere Männer von Bildung und Kenntnissen befanden.

Im Gespräch mit den 2 angenehmen Frauenzimmern, die mich begleiteten, erfuhr ich allerlei von den Gesetzen und dem Leben des Phalanstère. Jedes Mitglied kann bei der Gesellschaft so viel einlegen als es will und von seinem Vermögen so viel behalten als es will. Für seine Einlage wird ihm ein Zins berechnet. Die Arbeitszeit ist 10 Stunden des Tages; was man darüber arbeitet, wird in Berechnung gebracht und besonders bezahlt. Die Frauenzimmer haben gleiche Rechte wie die Männer, sie stimmen und betheiligen sich bei der Gesetzgebung und den Urtheilssprüchen. „Aber,“ sagte Mrs. A., „wir haben mit den häuslichen Geschäften so viel zu thun gehabt, daß wir uns bisher wenig darum bekümmerten, an diesen Angelegenheiten Theil zu nehmen. Wir haben sie den Männern überlassen.“

Jeder wer sich als Mitglied anmeldet, kann nach einjähriger Prüfungszeit im Phalanstère, wo er sich als beharrlich in der Arbeit, als fest in brüderlicher Liebe und Herzensgüte bewähren muß, angenommen werden. Nach seiner Religion, seinem Stand oder seinem früheren Leben wird nicht gefragt. Der Verein macht eine neue Probe mit dem socialen und ökonomischen Leben; er nimmt die werkthätige Menschenliebe als leitendes Princip

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/104&oldid=- (Version vom 6.7.2019)