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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Ich möchte nur wissen, wie es Dir geht, mein holdes Kind, und ob Du es warm und angenehm hast in unsrer stillen Wohnung zu Stockholm. Möge es so sein, meine Agatha, und möge der Winter nicht zu streng für Dich sein!

Boston. Massachusetts. Den 2. Dez. 

Hier bin ich jetzt, mein Herzchen, in einer tüchtigen Kälte, aber in einem warmen, schönen Zimmer in dem großen Hotel Revere House, mit einem glimmenden Kohlenfeuer als Gesellschaft, und hier eingeführt von Marcus und Rebekka, die mich beständig ermahnen: „Machen Sie sich’s komfortabel! Lassen Sie sich Nichts abgehen!“ Heute Vormittag bin ich mit ihnen in der Kirche gewesen und habe eine merkwürdige Art von Predigt angehört von einem Mr. Parker, einer gewaltigen Natur mit großem Rednertalent, einem Geistlichen, der die Moral des Christenthums mit starkem, furchtlosem Geist auf die politischen und gesellschaftlichen Fragen des Tages und des Landes anwendet. Er hat einen Sokrateskopf, große und wohlgebildete Hände, und sein ganzes Wesen, sein Ausdruck und seine Geberden erscheinen mir ächt originell — der Ausdruck einer bestimmten und mächtigen Natur.

Heute Abend werde ich zu einem sozialistischen Meeting gehen, im Fall ich nicht so glücklich bin, auf meinem Zimmer bleiben und einen einzigen Abend ausruhen zu dürfen. Wenn ich meine Freunde darüber hörte, so könnte das freilich wohl geschehen. Aber ich lasse mich von dem Strom fortführen, so lange ich ihm zu folgen vermag. Morgen fahren wir alle zu Emersons, die in einem Städtchen Namens Concord, ungefähr eine Stunde Wegs (d. h. mit der Eisenbahn) von Boston wohnen; und morgen oder übermorgen fahre ich zu Lowells in der Universität Cambridge (ungefähr eine

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/143&oldid=- (Version vom 6.7.2019)