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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Kreise. Hierauf begann ein Geflüster, daß die Trauung jetzt bald vor sich gehen solle. Eine Thüre öffnete sich und ein junger Herr trat ein mit einer jungen Dame am Arm, die Hut und Reisemantel trug. Sie stellten sich neben einander in der Tiefe des Zimmers auf, ein alter würdiger Geistlicher trat vor die jungen Leute und weihte sie für die Ewigkeit mit einem kurzen Gebet, einer kurzen Ermahnung und dito Segen. Hierauf traten die Verwandten und Freunde vor, beglückwünschten und küßten die Neuvermählten. Auch ich ging am Arme des Vaters der Braut vor, küßte sie und drückte dem jungen Manne die Hand. Er sah glücklich aus und schien seiner Sache wie seiner selbst sicher zu seyn. Auch sie sah vergnügt aus und war überdies sehr hübsch; sie wäre wirklich schön gewesen, wenn sie im Brautkleide und nicht im Reisehabit gekommen wäre, und dies offenbar ohne alle Absicht schön zu erscheinen, sondern vielmehr mit Rücksicht auf das Regenwetter, in welchem die Neuvermählten jetzt ihre erste Reise durch das Leben antreten sollten. Sie sollten sich nemlich unmittelbar nach der Trauung an den Niagara begeben und mußten eilen, um das Dampfschiff zu erreichen. Champagner und Confect wurden gereicht. Man sah die Brautgeschenke auf einem Tisch ausgestellt. Man besah sie und jeder Hochzeitsgast erhielt ein mit einem seidenen Band umwickeltes weißes Papierschächtelchen, worin sich ein Stück von dem Hochzeitskuchen befand. So reiste Alles ab. Auch das junge Paar reiste ab, um nach einer Lustfahrt von etlichen Wochen zurück zu kommen und mit den Eltern zu leben. Alles war im Nu abgethan.

Diese neue Hochzeitsceremonie erschien mir charakteristisch für die Hast und Eile, die ich den Amerikanern oft vorwerfen hörte. Das Leben ist kurz, sagen sie, deshalb eilen sie vorwärts auf der Bahn, lassen alle unnöthige Formen und Manieren weg, welche die nothwendigen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/41&oldid=- (Version vom 9.3.2019)