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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

sein in Watertown an; wünschte aber da nicht weiter zu fahren, sondern beschloß zu übernachten.




Madison den 5. Oct.  

Ich fahre mit meinem Brief in der Hauptstadt von Wisconsin fort, einem zierlichen Städtchen (meist aus Villen und Gärten bestehend) mit der allerschönsten Lage zwischen vier Seen, deren Ufer rings von Laubwäldern bekränzt sind. Ich bin hier in einem guten und schönen Haus am Ufer eines Sees, mit allem Comfort des Lebens versehen, von guten, gebildeten Menschen und Freunden umgeben. In Watertown entdeckte ich, daß der Direktor des Postwagengeschäfts in Wisconsin Befehl ertheilt hatte, ich solle frei durch den Staat reisen, und der Wirth im Hotel, wo alles sehr angenehm und gut war, wollte sich für meinen Aufenthalt allda nicht bezahlen lassen, sondern dankte mir, daß ich seinem Haus die Ehre erwiesen habe. Das kann man Artigkeit nennen.

In Watertown machte ich mit einigen der ansässigen Dänen Bekanntschaft, und verbrachte einen angenehmen Abend bei einem von ihnen, der sich noch nicht lang mit einer hübschen jungen Norwegerin verheirathet hatte. Sie hatten es gut, und schienen sich auch in der Stadt wohl zu befinden, wo sie sich schnell durch Handel etwas erwarben. Nicht so wohl gedieh ein älterer dänischer Herr, der ein Geschäft in der Stadt hatte, aber sich über den Mangel an Gesellschaftsleben und anregenden Zerstreuungen während der langen einsamen Abende sehr beklagte. Er war Wittwer, und der Wittwer oder der Mann ohne Frau und häusliches

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/286&oldid=- (Version vom 12.12.2020)