Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/42

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Gewissen. Aber der Geist ist der Richter. Und der Geist wohnt in des Menschen Geist. Der Buchstabe ist nicht der Geist. Die Bibel ist nicht die Religion, sondern die Geschichte der Religion. Die Schrift ist eine „Darstellung der Quellen, aber nicht die Quelle selbst.“ Gottes Licht in unserem Geist zeugt von Gottes Wahrheit in der Schrift und im Christenthum.

Der christliche Quäcker berief sich auf seine Gemeinschaft mit allen Kindern des Lichtes in allen Zeitaltern und nahm die Offenbarung des christlichen Lichtes blos an, weil sie durch das innere Licht in seiner Seele bekräftigt wurde. Sein Glaube gründete sich auf das Zeugniß des universalen Gewissens. Dieses half ihm in allen Streitfragen. Wenn man ihm die Lehre von der Prādestination, die Frage über Freiheit und Nothwendigkeit vorhielt, so legte der Quäcker die Hand auf seine Brust. Die innere Stimme darin zeugte von der Freiheit und Verantwortlichkeit des Willens. Er sagte ferner:

„Alle Menschen sind gleich, weil das innere Licht in Allen leuchtet, und alle Regierung ist verwerflich, wenn sie sich nicht auf die Gesetze der universalen Vernunft gründet. Es gibt keinen Unterschied zwischen Priestern und Laien, zwischen Mann und Weib. Das innere Licht beleuchtet Alle und kennt keinen Unterschied von Klassen oder Geschlechtern.“

Aber ich darf mit meinen Auszügen aus der Lehre der Quäker nicht zu weit gehen; ich muß zur Entstehung des Quäckerstaats übergehen. Je mehr die Secte in ihrer Protestation gegen Kirche und Staat zunahm, um so stärker wurde die Verfolgung und der Haß gegen sie, und Tausende von ihren Bekennern starben in den Gefängnissen vor Kälte und Mißhandlung.

Unter diesen Umständen warf das bedrückte Volk seine Blicke auf die neue Welt, um allda eine Freistätte zu suchen. Fox war zurückgekehrt von seiner

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/42&oldid=- (Version vom 4.8.2020)