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M. Ehrenpr. Sie werden impertinent, Monsieur Reinhard!

Reinh. Falls es impertinent ist, die Wahrheit zu sagen, wo man dazu genöthigt wird, so haben Sie Recht, Frau Ehrenpreis.

M. Ehrenpr. Frau Ehrenpreis! – Sie wissen von keiner Lebensart, Monsieur Reinhard!

Reinh. Worauf ich stolz bin. Was man heutiges Tages Lebensart nennt, heißt im Grunde, sich Gedanken, Empfindungen, Stand, Vermögen und dergleichen mehr, was man nicht besitzt, andichten, und solche Lebensart scheue ich, wie die Pest.

M. Ehrenpr. Man sieht es Ihnen an, daß Sie die feine Lebensart, wie eine Pest scheuen.

Reinh. Die Begriffe von fein und grob sind verschieden. Hinter einer feinen Gallatracht steckt zuweilen ein grober Bengel; und man hat mir von dem feinen Benehmen mancher Höflinge bey Redouten erzählt, daß man hier in der Altstadt grob nennen würde.

M. Ehrenpr. Verlangen Sie noch sonst etwas von mir?

Reinh. Ihre entscheidende Antwort, Frau Ehrenpreis.

M. Ehrenpr. Die haben Sie gehört, Monsieur Reinhard.

Reinh. Also eine abschlägige Antwort?

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/31&oldid=- (Version vom 11.9.2022)