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Monsieur Reinhard! Ihre Denkungsart stimmt schlechterdings mit der meinigen nicht überein.

Reinh. Allein desto mehr mit der Denkungsart Ihrer Tochter; und das scheint mir hier das Wichtigste.

M. Ehrenpr. Wenigstens schmeicheln Sie nicht. Meine Tochter hat überdies andere Aussichten.

Reinh. Ihre Tochter gewiß nicht. Daß sie mich liebt, davon bin ich überzeugt. Was Sie selbst für Aussichten haben mögen, ist mir unbekannt, und gleichgültig.

M. Ehrenpr. Immer besser! Kurz und gut, ich muss Ihnen geradezu sagen, dies ist keine anständige Parthie für Charlotte.

Reinh. Das sollte ich doch denken. Demoiselle Charlotte hat Vermögen; und Sie wissen, auch ich habe noch von meinem Vater Vermögen zu erwarten. Ueberdies sitze ich in einer solchen Nahrung, daß ich sie unterhalten könnte, wenn sie auch keinen Heller im Vermögen hätte.

M. Ehrenpr. Von Ihrem Vermögen rede ich auch nicht.

Reinh. Nicht? Und dennoch sollte die Parthie nicht anständig seyn? Aha, ich verstehe Sie! Allein, daß eines Krämers Tochter keine anständige Parthie für einen Krämer seyn sollte, erwartete ich am wenigsten von einer Krämerwitwe zu hören.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Andreas Heiberg: Die Hoftrauer, oder das Testament. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Orell, Geßner, Füßli und Comp., Zürich 1795, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Hoftrauer,_oder_das_Testament.pdf/30&oldid=- (Version vom 11.9.2022)