die Veranlassung gegeben hatten. Im Jahre 614–615 machte sich nämlich der König Chosroës von Persien auf, und suchte Palästina zu erobern. Die Juden schlossen sich ihm in großen Haufen an und zogen, etwa 26,000 Mann stark, mit dem persischen Heere nach Galiläa und vor Jerusalem, das schnell eingenommen und mit Christenblut getränkt wurde. Die Juden zeichneten sich bei der Abschlachtung der Christen, durch vorhergehende Verfolgungen gereizt, besonders aus. Die Kunde von diesem Christenhasse der morgenländischen Juden drang nach Europa und vereinigte sich mit den Klagen über den Wucher der abendländischen Juden, die besonders in Neustrien, Burgund und anderen Ländern schon laut geworden waren. In diesen zwei Thatsachen sowie in dem Bestreben der Neustrier und Burgunder, im Religionseifer den Westgoten in Spanien nicht nachzustehen, liegen wohl die Hauptgründe zu der großen Verfolgung der Juden, die um das Jahr 630 in den genannten Gegenden ausbrach. Nur mit schwerem Gelde konnte Israel es erkaufen, daß derselben Einhalt gethan wurde, und daß nicht alle Juden das Leben lassen mußten.
Zu den Feinden der Juden gehören insbesondere die Mohammedaner, denen ihr falscher Prophet und Religionsstifter Mohammed den Haß gegen die Juden gleichsam als Erbschaft hinterlassen zu haben scheint. Wiederholt hat Mohammed, zuletzt noch auf seinem Sterbebette, den Fluch über die Juden ausgesprochen. Das hinderte die Juden aber nicht, den Mohammedanern ihre Dienste anzubieten und gemeinschaftliche Sache mit ihnen zu machen, sobald ein Schlag gegen die Christen ausgeführt werden sollte. Vielleicht war es weniger der Haß gegen die Christen als vielmehr der Selbsterhaltungstrieb, der die Juden damals zu Bundesgenossen der Mohammedaner machte. Als daher am Anfange des achten Jahrhunderts die mohammedanischen Araber von Verrätern gerufen, mit Heeresmacht von Afrika herüber in Spanien eindrangen, da waren es die Juden, welche dem Feinde Vorschub leisteten und ihm die Mittel und Wege zeigten, wie er am leichtesten seinen Zweck erreichen konnte. In hellen Haufen zogen die Juden aus Afrika und selbst aus Syrien mit den Arabern in Spanien ein, und jene Juden, die sich früher, um im Lande bleiben zu dürfen, hatten taufen lassen, bekannten wieder offen ihren alten Glauben.
Wir haben von der Besorgnis gehört, die ein ägyptischer König hinsichtlich der in seinem Lande wohnenden Juden hegte, dieselben möchten bei dem etwaigen Ausbruche eines Krieges Verräterei treiben und sich zu Ägyptens Feinden schlagen, und wie er dieser Gefahr durch schwere Bedrückung der Juden und Tötung der neugeborenen jüdischen Knäblein vorzubeugen suchte. Die nämliche Besorgnis hegte auch in späterer Zeit ein christlicher Kaiser in Konstantinopel, der aber ein anderes Mittel anwandte, um die Gefahr, die er von seiten der Juden befürchtete, zu beseitigen. Es war der griechische Kaiser Leo, den die Geschichte Isaurier nennt.
Wenn es wahr ist, was man sich im Altertume erzählte, war Kaiser Leo in seiner Jugend hausierender Krämer, der als Begleiter zwei Handelsjuden mit seinem Eselein durch die Länder zog. Diese zwei Juden sollen dem Jüngling geweissagt haben, daß ihn der kaiserliche
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)