Was die Tendenz der Schrift anlangt, so soll dieselbe dahinwirken, daß unser Verhalten wie gegen alle, so auch den Juden gegenüber von den Grundsätzen der Wahrheit und Gerechtigkeit geleitet werde; unbegründete Anklagen sollen gegen niemand, auch nicht gegen die Juden erhoben werden; was einzelne sündigen, soll nicht einer ganzen Genossenschaft, oder dem ganzen Volke zur Last gelegt werden; Ausnahmegesetze sollen gegen keine politische Partei, gegen keine Religionsgesellschaft, also auch nicht gegen die Juden erlassen werden.
Wenn ich mich auf diesen Standpunkt gestellt habe, so stehe ich nicht allein, sondern ich befinde mich in sehr guter Gesellschaft. Ich habe mich dem hochseligen Kardinal Manning, seinem Nachfolger Erzbischof Vaughan, Lord Ripon in England, dem weiland hochverehrten Führer der Katholiken Deutschlands, Dr. v. Windthorst, zur Seite gestellt. Auch Dr. Lieber, ein gefeierter Führer des deutschen Centrums, eine große Anzahl deutscher Reichstags- und Landtagsabgeordneter, katholische Zeitungen, wie die Kölner Volkszeitung, der Badische Beobachter, der Beobachter am Main, und gewiß noch manche andere, deren Namen mir im Augenblicke nicht bekannt sind, nehmen denselben Standpunkt ein.
Wenn ich in einzelnen Blättern von antisemitischer Färbung dem Publikum als getaufter Jude vorgestellt wurde, so habe ich über diese Entdeckung herzlich gelacht. Ich habe mich dabei lebhaft an den Hochseligen Papst Pius IX. erinnert, der, wie Karl Paasch in seinem zweibändigen Werke „Eine jüdisch-deutsche Gesandtschaft und ihre Helfer; III. Theil, Seite 117“ nachweist, ebenfalls ein Hebräer war: „Ein Schüler des Seelenriechers Dr. Jäger hat das schon im Jahre 1847, als er den
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)