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wegen Blutgenusses abzuweisen. Die Juden befinden sich in gleicher Lage wie die ersten Christen: man macht ihnen den Vorwurf, daß sie Kinder schlachten, um deren Blut am Osterfeste zu genießen. Zur Abweisung dieser Anklage berufen sie sich auf dieselben heiligen Bücher, auf welche unsere ersten Christenbrüder sich berufen haben. Was diesen den Heiden gegenüber genügend war, soll auch uns den Juden gegenüber genügend sein!


VIII.
Dankbarkeit der Juden gegen die Päpste und den Klerus.

Wenn die Juden die Geschichte ihres Volkes seit dem Beginne der christlichen Zeitrechnung lesen, besonders die Geschichte ihrer Verfolgungen, von denen wir einen kurzen Abriß gegeben haben, dann muß vor ihren Augen in besonders hellem Lichte die Wahrheit erscheinen, daß das Judenvolk einen zuverlässigen Freund hat, der in seinen gerechten und freundschaftlichen Gesinnungen gegen es sich stets treu geblieben ist, in guten wie in schlimmen Tagen; es auf seine Fehler aufmerksam machte, wenn die Gelegenheit es forderte, es aber auch verteidigte und zu schützen suchte, wenn es ungerecht angegriffen oder gewaltthätig verfolgt wurde. Dieser Freund, dieser wohlwollende Mahner und liebevoller Beschützer der Juden ist der sichtbare Stellvertreter und Statthalter desjenigen, den die Väter der Juden vor achtzehnhundert Jahren zu Jerusalem an das Kreuz genagelt haben, es ist der Papst in Rom. Und wie der heilige Vater, der Papst, war im allgemeinen auch der gesamte Klerus gegen die Juden stets gerecht und wohlwollend gesinnt, treu nachahmend das Beispiel, das der Herr selbst und die Apostel durch ihr Verhalten gegen das Judenvolk uns gegeben haben.

Die christlichen Fürsten haben wohl auch dem Judenvolke oftmals ihre wohlwollende Gesinnung kundgegeben und ihm in den Zeiten der Verfolgung ihren Schutz angedeihen lassen, aber sie haben das nicht immer wegen der Gerechtigkeit gethan, wie der Papst und der Klerus der katholischen Kirche, sondern mehr um ihres Nutzens willen. Die christlichen Fürsten haben die Juden oftmals gehätschelt und sie dann wieder lieblos verfolgt, haben sie als einen Schwamm betrachtet, den sie an dem Mark des christlichen Volkes sich vollsaugen ließen, um ihn dann auszupressen und wegzuwerfen. Gerade in diesem Verhalten christlicher Fürsten gegen die Juden erblicken Geschichtsforscher, wie Damberger, einen Hauptgrund, warum die Juden immer mehr mit Haß gegen das Christentum erfüllt worden sind.

Wenn wir nun die Frage aufwerfen, ob die Juden sich ihren wahren Freunden auch schon einmal erkenntlich gezeigt und dem Apostolischen Stuhle und dem katholischen Klerus ihren Dank ausgesprochen haben, so wird dem Leser nicht entgangen sein, daß wir bereits imstande waren, einige jüdische Dankesäußerungen gegenüber einzelnen Päpsten oder Mitgliedern des Klerus zu verzeichnen. Wir haben erwähnt, wie der heilige Bernhard in einem jüdischen Tagebuche als Beschützer der verfolgten Juden gepriesen wird, und wie das Tagebuch

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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)