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giebt, denn wie soll ein Thautropfen durch die Tiefe des Meeres oder durch das Wasser des Flusses hindurchdringen! – so fand sie doch unter den Gelehrten des Alterthums lange Zeit viele Nachbeter und Anhänger[1]. Als man aber in der Folge denn nun doch einsah, daß diese Hypothese zu gewagt sei und sich weder vom natürlichen noch vom wissenschaftlichen Standpunkte aus nur irgendwie rechtfertigen und vertheidigen lasse, so suchten die späteren Natur-Historiker nun dieses Räthsel anderweitig zu lösen. Sie erklärten nämlich die Entstehungsweise der Perlen für ein Spielwerk der Natur, den Ursprung derselben in die Schale der Perlenmuschel setzend, und gründeten ihre Behauptung auf den Umstand und die Wahrnehmung, daß nicht in allen Perlenmuscheln wirkliche Perlen gefunden werden. Allein wie seicht diese Meinung und wie wenig auch auf diese Behauptung zu geben sei, lehrt deutlich die Erfahrung, die es oft und gewiß darzuthun vermag, daß in dem Thiere selbst, so gut wie am Rande der Muscheln Perlen gefunden werden, da noch überdieß alle Perlen durch eine Haut von der Muschelschale getrennt sind und mit dem Körper des Thieres zusammenhängen. Ueber den Ursprung und


  1. Anrelius Augurellus sagt davon in seinem Buche de Chrysopaeia lib. 3 also:
    „– – cum se summo pandunt in more conchae ut genitalis eas anni stimulaverit hora, Implenturque levi concepta reris hiautes et gravidae certo mox edunt tempore foetus, Aetheriusque illis fit coudeus unio partus.“ – und Stella „in secundo commentario de rebus ac populis priscis orae inter Albim et Salam“ sagt: – „tantum est istius gemmae commercium cum coelo, ut non nisi coelesti rore concipiatur ac parturiatur.“Plinius sagt auch, daß sie nicht immer mitten im Fleische gefunden werden, sondern an verschiedenen Orten; auch habe man dergleichen am äußersten Rande der Schale gleichsam aus der Muschel herausgehend gesehen und dabei in einigen vier und fünf Stück.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)