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der Geschichte, davon die Aufmerksamkeit, die man dem Voigtländischen Perlenbau zugewendet, davon die Sorgfalt endlich, mit welcher sie angebaut, sie bewacht und beschützt und seit ihrer Entdeckung aufgesucht worden sind. Nach der Meinung und dem Ausspruche Sachverständiger stehen sie zwar in der Regel hinter jenen des Morgenlandes; sie sind nicht immer so schön geformt und so rein vom Wasser, als jene des Orients; doch wurden seit Entdeckung der Elsterperlen auch hier ganz vorzügliche Stücke von Größe und Schönheit gefunden, und unter anderen bewahrt man zu Dresden im grünen Gewölbe zwei Schnuren von Perlen, die eine aus Orientalischen bestehend, die andere Elsterperlen enthaltend, bei deren Anblick auch das geübteste Auge nicht sogleich die erstere von der zweiten zu unterscheiden vermag, was deutlich genug ihren hohen Werth, ihre Güte und Schönheit beurkundet. Sie werden gewöhnlich hinsichtlich des Werthes in drei Classen eingetheilt, von denen die erste die hellen und ausgezeichneten


aliquando anatibus devorandas praebent, et ubi alvo reddiderint, splendidiores colligunt.“ – d. h.: Aber die weißesten, durchsichtigsten, rundesten, glattesten, schwersten Perlen werden unter allen für die besten gehalten. Die Morgenländischen sind durch ihr helles Licht berühmt; die abendländischen haben eine gewisse traurige und nebelige Reinheit. Durch das Alter verändern sie Gewicht und Farbe. Das Gewicht kann durch kein Mittel ersetzt werden, wohl aber der Glanz. Die Indier reiben sie eine Zeit lang mit Salz, woher ihr dauernder Glanz und vorzügliche Helligkeit. Averrhoes schreibt, daß die von Tauben verschluckten heller und reiner werden; aber man müsse dieselben gleich nach dem Verschlucken tödten, würden sie länger in den kleinen Mägen aufgehalten, so vermindere sich das Gewicht und der Werth und man habe mehr Schaden als Nutzen davon. Die in dem böhmischen Flusse, der bei dem Dorfe Hussinetz vorbeifließt[WS 1], in einigen Muscheln gefundenen unreifen Perlen geben die Bewohner eine zeitlang den Enten zu verschlingen, und wenn diese sie aus dem Bauche zurückgeben, so werden sie weit glänzender wieder gesammelt. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vorbeifleßt
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)