ihr seyd zu Ungerechtigkeiten und Schelmereien privilegirt? – Und wie? gesezt auch, ihr habt in den Zeiten der Finsterniß ein Privilegium erschlichen, das die Zeitumstände und Zeitbedürfniße zweckwidrig, oder für den grösten Theil der Bürger, drükend machen, sollte die Stimme der Wahrheit nicht im Stande seyn, ein solches Privilegium mit vollem Recht über den Haufen zu werfen? Oder sind etwa die Geseze der rohern Vorwelt unverlezbare Heiligthümer für die gebildetere Nachwelt, und muß alles was die Kindheit that, dem Alter ehrwürdig seyn? – Nehmet die Brille eures Eigennuzes hinweg, und seht mit eignen Augen; ihr könnt euch bei einer so grosen Klarheit des Gegenstandes unmöglich täuschen!“ – Die ganze Gesellschaft klatschte Beyfall, und der gedemütigte Aristokrat schlich sich zum Tempel hinaus.
Wo, groser Kalefa! – wo ist eine einleuchtendere Lobrede auf die monarchische Verfassung, als diese verdorbene Aristokratie? – wo ein überzeugenderer Beweis, des Grundsazes, daß jede Verfassung schlecht ist,
Johann Gottfried Pahl: Die Philosophen aus dem Uranus. [Andrä], Konstantinopel [i.e. Leipzig] 1796, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Philosophen_aus_dem_Uranus.djvu/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)