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unser Hirn Palperlons Spießgesellen etwas wert sei, ferner die Bemerkung von dem Mohr, der seine Schuldigkeit getan hatte!

Harst nahm die Skizze, nickte und fragte leise: „Kann Okirupu uns auch nicht belauschen? Es dürfte ihm vielleicht nicht recht sein, daß ich –“

„Oh,“ rief Morrisson eifrig, „Sie haben ja gesehen, daß die Fetischpriester noch beim Vidu-Fest zu tun hatten. Wir sind jetzt hier ganz sicher.“

Kaum hatte er dies ausgesprochen, als Harst wie ein Blitz hochschnellte und Morrissons Hals umklammerte.

„Fessele ihn!“ rief er mir keuchend zu, denn der Rothaarige wehrte sich verzweifelt. Es half ihm aber nichts. Als er nun gebunden und geknebelt vor uns saß und uns mit wutverzerrtem Gesicht tückisch anstierte, gab mir Harst den Befahl, Morrisson bei der ersten verdächtigen Bewegung niederzuschießen. Er verschwand dann aus der Hütte. Die Leoparden waren noch eingesperrt, wie ich wußte. Es dauerte gut zehn Minuten, dann – drei – vier dumpfe Knalle wie von Schüssen, die in einem geschlossenen Raum abgegeben worden sind. Abermals fünf Minuten. Und nun – erschien Harst sehr eilig, stützte einen zweiten Mann, einen zum Skelett abgemagerten Weißen, dessen Bart und Kleidung schon allein eine lange Kerkerhaft verrieten.

„Schnell!“ meinte Harst, „die Pferde stehen bereit. Wir müssen fliehen. – Dies hier ist unser Landsmann Knork –“

In wilder Hast wurde Morrisson auf das Packpferd gebunden. Der Generalkonsul bekam das Pferd Mansas, unseres Führers. Zu meinem Erstaunen schlossen sich uns auch Okirupus Frauen sämtlich an. Sie und Mansa zeigten in dieser Nacht, wie gut die Sulus zu Fuß sind. Obwohl wir weite Strecken im Trab zurücklegten, hielten sie mit den Pferden stets gleichen Schritt. Nach zwei Stunden erreichten wir die nächste Polizeistation. Hier war es mit des Generalkonsuls Kraft zu Ende. Er sank ohnmächtig vom Pferde.

Harst teilte dem Korporal der Station in Eile das Nötige mit. Dieser benachrichtigte sofort telephonisch vier andere Stationen und ritt dann mit fünf Leuten davon. Inzwischen hatten wir Herrn Knork wieder ins Bewußtsein zurückgerufen. So matt er sich auch fühlte: er konnte sich gar nicht genug tun mit Worten herzlichsten Dankes für seine Befreiung, auf

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)