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stets mit Glück gespielt und gewettet hat. Er hat auf der Bank ein Guthaben von 18 000 Pfund. Ich bitte Sie dringend, Garner, nichts von diesem völlig unberechtigten Verdacht in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen – sehr dringend! Die Obduktion der Leiche wird Ihre Annahme eines Selbstmordes sofort wiederlegen. Edward hat sich nie und nimmer vergiftet. Es kann sich nur um einen Herzschlag handeln. Vor drei Jahren hatte er sich beim Rudertraining einen Herzfehler zugezogen. Zuweilen klagte er noch jetzt über Beschwerden. Er war ein tadelloser Charakter, der gute Junge. Sein Andenken darf durch Sie nicht herabgesetzt werden, Garner! Der Ärmelknopf, den Sie gefunden haben, beweist nichts – nichts!“

Er hatte sich in eine gewisse Wärme hineingeredet. Man fühlte, daß alles, was er sagte, ehrlich gemeint war. Jetzt blickte er auf Harst.

„Lieber Herr Harst,“ fuhr er fort und sprach Deutsch in Rücksicht auf uns als seine Gäste, „ich habe zu Ihnen allein genügendes Vertrauen. Sie werden diesen Diebstahl aufklären. Ich weiß genug von Ihnen: Sie dulden nicht, daß dieser Verdacht auf einem Toten sitzen bleibt!“

Harst reichte ihm die Hand. „Ich werde den Dieb finden, Herr Fitzgerald,“ sagte er einfach.

Garner lehnte an der Tür und hatte schon wieder sein überlegenes, halbes Lächeln bereit, als er nun erklärte:

„Ich habe nichts dagegen, daß Master Harst hier Pooks Ehrenrettung versucht. Warten wir das Ergebnis der Obduktion ab.“ Er öffnete die Tür und rief seinen Beamten herein. Sie begannen nun die beiden Zimmer zu durchstöbern, durchwühlten jedes Schubfach, klopfen die Wände ab und die Dielen, gingen auch ins Schlafzimmer und hofften offenbar, irgendwo noch einen Rest des Giftes zu finden, mit dem Pook sich getötet haben sollte. Den Götzen auf dem Nachttisch würdigten sie kaum eines Blickes.

Jetzt trat Fitzgerald in die offene Tür und bemerkte die Tonstatue, stutzte leicht, eilte hin und betrachtete sie, nahm auch das Packpapier auf, kam dann mit dem Götzen in der Hand in das Wohnzimmer und sagte zu Harst mit bewegter Stimme:

„Da, Herr Harst, – dieser Basuto Götze sollte zweifele los ein Geburtstagsgeschenk für mich sein. Edward wußte,

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)