Seite:Die Rätselbrücke.pdf/45

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mord- oder Totschlagverdacht vorliegt. Hiervon ist bei Pook wohl keine Rede. – Jedenfalls würde ich sofort Beschwerde beim Gouverneur einlegen, falls Sie die Herausgabe der Leiche erzwingen wollten, Garner.“

Der Inspektor drehte sich achselzuckend um und ging ins Schlafzimmer zurück.

Zehn Minuten später hatte die Polizei die Villa verlassen.


Fitzgerald, der Garner und den Arzt höflich nach unten begleitet hatte, kehrte zu uns zurück. Wir hatten den Toten schon vorher auf sein Bett getragen. Harst saß dann die ganze Zeit schweigend in der Ecke des Ledersofas in Pooks Wohnzimmer. Er hatte sich eine seiner Mirakulum angezündet, als wir allein waren, und schien angestrengt nachzudenken. Ich fragte ihn leise, weshalb die Obduktion unterbleiben solle. Er gab keine Antwort. Er blickte unverwandt auf das Muster der indischen Tischdecke. Wahrscheinlich hatte er meine Frage überhört. Er entschuldigte sich nun bei Fitzgerald, daß er sich die Freiheit genommen hätte, hier zu rauchen.

„Für mich ist eine Zigarette dasselbe wie für andere ein Glas Sekt,“ meinte er. „Sie beschleunigt die Gedanken. Wir müssen hier ja auch bald zu einem Ergebnis kommen, Herr Fitzgerald. Vielleicht nehmen Sie gleichfalls Platz.“

Fitzgerald setzte sich in den zweiten Klubsessel mir gegenüber. Er sah jetzt ganz erschöpft und mutlos aus. Auch der Ton seiner Stimme verriet seine Gemütsverfassung, als er Harst nun fragte: „Zu einem Ergebnis kommen? – wie meinen Sie das?“

Harst hatte nach der Uhr gesehen, steckte sie wieder weg.

„Es ist jetzt 1/23. Um 6 Uhr geht der Dampfer nach Sansibar ab. Schraut und ich haben beschlossen, abzureisen. – Natürlich nur zum Schein,“ fügte er hinzu. „So lange alle Welt weiß, daß ich mich Ihrer Sache angenommen habe, werde ich hier nichts ausrichten. Können Sie ein Motorboot mit verschwiegener Bedienung besorgen, das uns aufnimmt, sobald der Dampfer „Shurrfield“ das Kap der guten Hoffnung passiert hat? Dann könnten wir meiner Berechnung nach um drei Uhr morgens wieder hier sein.“

Fitzgerald war zunächst ganz sprachlos, erklärte dann

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)