Seite:Die Rätselbrücke.pdf/46

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber: „Ein Freund von mir besitzt einen Motorkutter. Ich kann mich auf ihn und seinen Bootsmann unbedingt verlassen.“

„Gut. – Niemand darf ahnen, daß der Kutter uns von Bord holen soll. Wenn wir Ihre Villa verlassen haben, werden Sie nach der Stadt fahren und unauffällig verbreiten, daß ich es plötzlich abgelehnt hätte, mich mit dieser Angelegenheit weiter zu befassen. Tun Sie so, als ob Sie sehr empört darüber wären. Dann müssen Sie Pooks Leiche bewachen lassen. Ich halte Ihre schwarzen Diener für zuverlässig. Gestatten Sie außer diesen niemandem, Pooks Schlafzimmer zu betreten. Wenn Ihre beiden weiblichen Dienstboten, der Gärtner oder Bekannte von Ihnen den Toten sehen wollen, genügt es, wenn sie dort bis an die Tür gehen.“

Fitzgerald schaute Harst abermals ganz verwirrt an.

„So erklären Sie mir doch nur, was all dies für einen Zweck hat?“ meinte er bittend. „Meine Nerven sind bereits durch diese schrecklichen Ereignisse so mitgenommen, daß ich nur den einen Wunsch habe –“ Er brach mitten im Satz ab, stöhnte leise auf und fuhr fort: „Ich wollte sagen: daß ich nur den Wunsch habe, alles schnell wieder zu vergessen. Aber das darf ich nicht, nein, – das wäre mein – Verderben, wenn ich den Edelstein nicht zurückerhalte!“ Er geriet plötzlich in eine geradezu krankhafte Erregung, reckte die Arme hoch und rief: „Mein Gott, wodurch habe ich diese Heimsuchungen verdient! Ich war stets ein ehrlicher Kerl, ich habe gearbeitet wie selten einer, unermüdlich, ohne Scheu, was es auch für eine Arbeit war! Herr Harst. Herr Harst, schaffen Sie mir den Edelstein zurück! Alles können Sie von mir verlangen, alles! Aber ich weiß ja. Sie sind Millionär, Sie sind Detektiv nur aus Liebhaberei.“

Der kräftige, stattliche Mann wirkte in dieser Verzweiflung wirklich mitleiderregend. Aber ich fühlte auch klar heraus, daß es sich hier nicht lediglich bei ihm um den Verlust eines Kleinods im Werte von ein paar Millionen handelte. Hier gab es – was ja auch Harst vermutete – noch ein Geheimnis besonderer Art, das mit der „Rose von Rondebosch“ zusammenhing. – Stand nun auch Pooks jähes Ende dazu in Beziehung? Und – was hatte Harst vorhin nur mit dem Götzen am Fenster vorgehabt? – Es waren viele, viele

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)