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Fragen, die noch genau so dunkel waren wie der Diebstahl selbst.

Harst beobachtete Jones Fitzgerald mit besonderen Blicken. Fitzgerald hatte jetzt die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände gestützt.

„Übermorgen wollte der Minister Lord Pergrave sich meine Sammlungen ansehen.“ sagte er nun. „Der Diebstahl des Steines wird durch diesen Besuch Mylords noch mehr in der Presse breitgetreten werden. Es ist ein wahres Verhängnis, daß der Stein gerade jetzt gestohlen wurde! – Und – wer, wer stahl ihn, wer?! Wer konnte in dieses so gut gesicherte Museum eindringen?! – Herr Harst so reden Sie doch!“ Er richtete sich mit einem Ruck auf. „Wozu soll Pooks Leiche –“

„Bitte leiser!“ fiel ihm Harst ins Wort. „Ich bin stets und überall argwöhnisch. – Sie fragten vorhin, was ich unter „Ergebnis“ verstehe, wie ich diese Redensart meine. Die Antwort lautet: ich muß hier ganz klar sehen, Herr Fitzgerald! Ganz klar! Sie müssen mir gegenüber offen sein wie zu sich selbst. Nur so kann ich zum Ziele kommen. – Befanden Sie sich vor einem halben Jahr in finanziellen Schwierigkeiten?“

Die Wirkung dieser unvermittelten Frage war auffallend genug. Fitzgerald wurde blaß, dann flammend rot. Sein Blicke irrte unstät umher.

„Herr Harst, – bitte – erlassen Sie mir eine Erwiderung,“ sagte er dann in flehendem Ton. „Zwingen Sie mich nicht zum Lügen. Schonen Sie mich. Ich – ich habe böse Zeiten hinter mir.“

Es war unbegreiflich, weshalb er nach diesem halben Eingeständnis nicht mit einem unumwundenen Ja antwortete. Was in aller Welt konnte hier nur vorliegen, das ihn zwang. dieses Ja zu unterdrücken?!

Da fragte Harst bereits aufs neue: „Haben Sie sich mit Ihrer Gattin entzweit? Ist nicht die Augenkrankheit lediglich für die klatschsüchtige Welt erfunden?“

Fitzgerald stöhnte auf. „Ihnen scheint nichts verborgen zu bleiben, Herr Harst. Ja – Lizzie konnte ohne Luxus und große Feste nicht leben. Sie war von Hause aus so sehr verwöhnt. Und dann noch der Altersunterschied zwischen uns

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)