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– über zwanzig Jahre! – Ich hoffe ja, daß sie zur Einsicht kommen wird. Ich – vermisse sie unendlich!“

Harst erhob sich. „Wir müssen jetzt aufbrechen, Herr Fitzgerald. Wundern Sie sich nicht, wenn ich unten in Hörweite eines Ihrer Bediensteten beinahe unhöflich erkläre, nicht zu Tisch bleiben zu wollen. Es ist immer ratsam, sich des Personals in solchen Fällen als Sprachrohr zu bedienen. Durch die Dienstboten wird eine Meinungsverschiedenheit und Ähnliches am schnellsten verbreitet. – Noch eins: schließen Sie den Basuto-Götzen in Ihren Stahlschrank ein. Nehmen Sie ihn sofort mit.“

Die Statue stand auf einem Rauchtischchen. Harst reichte sie Fitzgerald. „Halten Sie sie mal ans Ohr. Hören Sie etwas?“

„Ah – mir war’s doch schon vorhin so, als ob aus dem Innern ein Geräusch hervordringe! – Wirklich – in der Statue bewegt sich etwas!“

„Ganz recht, Herr Fitzgerald. Lassen Sie jedoch die Statue vorläufig so, wie sie ist. Untersuchen Sie sie nicht näher. – Gehen wir. Ich habe ja in Kapstadt noch einiges zu erledigen.“ –

Zehn Minuten drauf fuhren wir mit einem Vorortzuge nach Kapstadt zurück. Nachdem wir in unserem Hotel Mittag gegessen und Bescheid gegeben hatten, daß wir mit dem Dampfer der Sansibarlinie abreisen würden, suchten wir Inspektor Garner im Polizeigebäude auf. Er war sehr überrascht, als Harst erklärte, wir wollten uns von ihm verabschieden.

Dann setzte Garner wieder sein überlegen-verständnisvolles Lächeln auf.

„Aha – ich begreife. Master Harst! Fitzgeralds Weigerung, Pook obduzieren zu lassen, hat Ihnen die Augen geöffnet. Ja – ja, man ändert ja des öfteren seine Meinung!“

„Mag sein!“ erklärte Harst diplomatisch. „Leben Sie wohl. Master Garner. Vielleicht führt uns ein Zufall wieder zusammen.“

Wir hatten bis zur Abfahrt des Dampfers noch eine Stunde Zeit. Harst hatte bisher sowohl beim Mittagessen als auch nachher über alles mögliche gesprochen, nur nicht über das, was mich am meisten interessierte. Auch jetzt, als wir durch den prächtigen Regierungspark schritten, wollte

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Walther Kabel: Die Rätselbrücke. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_R%C3%A4tselbr%C3%BCcke.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)