Wurde im vorhergehenden das Jahr 335 v. Chr. als der vermutliche Anfangspunkt der Münzung festgesetzt, so sind weiterhin in kurzen Zügen die Ereignisse zu betrachten, die zu jenen Wandlungen führten, auf Grund deren in der parallel gehenden Tätigkeit der beiden Münzstätten deutlich drei Perioden erkennbar werden.
Die Rivalität der beiden Zentralmächte, Roms und Samniums, führte im Jahre 327 zum Ausbruche des grossen 22jährigen Krieges. Das Kriegsglück war anfänglich ein vielfach wechselndes. Besonders unglücklich gestaltete sich für Rom das Jahr 321. Es war das Jahr der Caudinischen Niederlage. Aber der von den Konsuln mit den Siegern vereinbarte Friede wird vom Senat nicht anerkannt; in erbitterter Weise wird von Rom der Kampf fortgesetzt. Endlich bis zum Jahre 314 gelingt es den Römern das feindliche Land von West und Ost, von Campanien und Apulien aus, wo im Jahre 319 Luceria genommen worden war, zu umklammern. Die Samniten sind in ihre Berge zurückgeworfen; ein in Capua drohender Aufstand ihrer Partei wird noch rechtzeitig unterdrückt; in Campanien ist die römische Herrschaft von neuem und in dauernder Weise befestigt. Rom säumte nicht die zum zweiten Male gewonnenen Gebiete durch starke Festungen zu sichern. Wie es bereits im Jahre 334 Cales zur latinischen Kolonie umgeschaffen hatte, so werden in den Jahren 314 bis 312 fünf weitere Festungen errichtet, vor Allem Luceria im Rücken Samniums, ferner die Inseln Pontiae zur Sicherung der campanischen Gewässer, Saticula an der campanisch-samnitischen Grenze, endlich Interamna am Liris und Suessa an der Strasse Rom-Capua. Hand in Hand hiermit geht bis zum Jahre 312 die Vollendung der appischen Strasse, die Capua auf kürzestem Wege mit der Hauptstadt verbindet. In Capua selbst wurden die Zügel der römischen Herrschaft bedeutend straffer angespannt als bisher. Hierauf deutet bereits die seit dem Jahre 318 alljährlich erfolgende Entsendung eines Präfekten. Vor Ankunft des im Jahre 314 für die politischen Prozesse ernannten Dictators wählen in Capua die Häupter der abtrünnigen samnitischen Partei freiwillig den Tod.
Die Samniten drangen ferner nicht mehr bis hierher vor. Dennoch kommt der Friede erst nach langen im Innern ihres Landes weiter geführten Kämpfen im Jahre 305 zu Stande. Dieser Friede war jedoch noch kein dauerhafter. Bereits sieben Jahre später stehen die beiden feindlichen Mächte von Neuem gerüstet sich gegenüber, Samnium diesmal verstärkt durch die nördlich wohnenden Stämme bis hinauf zu den Etruskern und Galliern. Für Rom gestaltet sich die Lage bedrohlicher als je zuvor. Aber die grosse Schlacht bei Sentinum 294 entscheidet das Geschick zu Gunsten Roms und nach abermals vier Jahren ebenso tapferen als aussichtslosen Widerstandes (290) sehen sich die Samniten zum
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)