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Seite:Die Systematik des ältesten Römischen Münzwesen.djvu/66

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Entwicklungen sein Geldwesen von Anbeginn auf der Basis zweier grundverschiedener Währungen, der Bronze und des Silbers, aufbaute und unter Verzicht auf engherzige hauptstädtische Zentralisierung sofort zwei Münzstätten, eine jede im Zentrum ihres besonderen Wirkungskreises belegen, errichtete, so erfährt dieses Doppelsystem seine Krönung, als von der zweiten Periode an unter Aufhebung ihrer bisherigen Inkongruenz beide Währungen durch Schaffung einer neuen dem Libralasse angepassten Silbereinheit der Art zu einem Gesamt-Organismus verbunden werden, dass von nun an Didrachme und Schwergeldreihe unzertrennlich sind, dass in kluger politischer Rücksichtnahme auch auf den dritten Faktor der gemeinsamen Bevölkerung nicht nur Römern und Campanern, sondern insbesondere auch Latinern das ihnen Angemessene geboten, endlich dass durch jene Anpassung der beiderseitigen Werteinheiten dem Silber im Voraus der Weg gebahnt wird um mit der Zeit trotz vorläufiger Aufrechthaltung des urbanen Bronzegusses ungehindert seinen Einzug auch in die Hauptstadt halten zu können, die wie schon damals empfunden ward, seines Gebrauchs auf die Dauer nicht zu entraten vermochte.

Durchaus auf der Höhe der umfassenden Anlage des Systems erscheint in demselben überall die Wahl der Typen. So organisch sowohl in der Bronze, wie im Silber sind diese Typen mit einander verbunden, dass nachdem das System selbst bereits zu Varros, Plinius und Festus Zeiten in Vergessenheit geraten war, seine Wiederauffindung zwei Jahrtausende später gerade nur auf Grund der Typen möglich geworden ist.

Wo Roms Wirken in alter Zeit in die Erscheinung tritt, ist es im Gegensatze zu dem Überwiegen einzelner Persönlichkeiten, namentlich im Bereich der griechischen Entwicklung, stets das gesamte Rom, dessen Vorwärtsschreiten wir zu vernehmen glauben. Das Wirken des Einzelnen, so verdient er sein mag, geht in der Gesamtwirkung auf. Und doch ist es ein Name, der in diesem Zusammenhange nicht vergessen werden darf, ein Mann, der zwischen Königtum und Kaiserzeit aufragt als der Grössten Einer, der noch als erblindeter Greis durch die Macht seiner Rede den schwankenden Senat zur Fortsetzung des Pyrrhischen Krieges hinriss: es ist Appius Claudius Caecus[1], der grosse Organisator, der Neuerer auf allen Gebieten des Fortschritts, aber auch der Erhalter des Alten, wo es nach seiner Meinung bewährt und gut war. Sollte es ein blosser Zufall sein, dass das Jahr seiner Censur (312) mit der grossen Reform der capuanischen Münzstätte Roms zusammenfällt? Das Rad der nach ihm benannten appischen


  1. Gerne erkenne ich an, dass ich den Hinweis auf den grossen Claudier meinem Freunde Herrn Prof. Dr. Riese in Frankfurt verdanke, der sofort als ich ihm das neue System entwickelte, diesen Namen nannte; Alles, was wir sonst über Claudius wissen, spricht in der Tat stark zu Gunsten dieser Vermutung.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)