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seinem offenbar schwerverletzten Pferde, das wild mit den Hufen um sich schlug, wieder auf und stapfte mit etwas unsicheren Schritten weiter auf den Divisionskommandeur zu.

Der ritt ihm, von seinen Offizieren gefolgt, im Trab entgegen. Und schon von weitem rief er dann:

„Sie haben Glück gehabt, Durchlaucht. – Nun, und was bringen Sie neues?“

Prinz Stelheim nahm die Hacken zusammen und die Hand an den Helm.

„Der Herr Kommandierende General lassen Exzellenz melden, daß unser Flügel aus strategischen Gründen zurückgenommen wird. Die Division erhält den Befehl, den Kampf sofort abzubrechen, nachdem noch durch einen allgemeinen Vorstoß Luft gemacht ist. Den Rückzug der Division deckt ein Infanterie-Regiment sowie zwei Batterien. Weitere Befehle folgen.“

Der Divisionskommandeur nickte zerstreut. Man sah es dem Ausdruck seines gebräunten Gesichtes an, daß ihm diese Nachricht ebenso überraschend kam wie unangenehm war. Aber keine Frage folgte, nichts. Das Armee-Kommando befahl, und er hatte zu gehorchen.

Gleich darauf preschten die Ordonnanzoffiziere und Meldereiter, von Exzellenz eingehend unterrichtet, nach verschiedenen Richtungen in die vordere Gefechtslinie davon.

Prinz Stelheim hatte inzwischen seinem treuen Fuchs, der ihn nun schon eine Woche lang unbeschädigt durch den Geschoßhagel getragen hatte, die Gnadenkugel hinter das Ohr gegeben. Jetzt schob der schlanke Offizier, der die Uniform eines der vornehmsten rheinischen Kavallerieregimenter trug, die Pistole in das Futteral zurück, schnallte dann mit Hilfe eines Meldereiter-Unteroffiziers den Sattel und das Zaumzeug ab und legte beides einem der Reservepferde des Divisionsstabes an.

Wenige Minuten später jagte er wieder von dannen, hinein in den von leuchtendem Mittagssonnenschein erfüllten Septembertag seinem Ziele zu.

Und weiter ging in der Gefechtslinie der Kampf. Weiter raste das Gewehr- und Maschinengewehrfeuer, weiter platzten krachend die Granaten, pufften knallend die Schrapnells in der Luft ihre bleierne Kugelsaat aus.

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/3&oldid=- (Version vom 21.2.2022)