Seite:Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau.djvu/118

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streifte, wie vom wilden Jäger gehetzt, durch das Birsthal zum Rheine nieder. Erst vor Basel gelang es ihm, seine Gedanken einigermaßen zu sammeln. Nachdem er bei sich Rathes gepflogen, dünkte ihm das Beste, jetzt nicht wieder nach dem Schlosse zurück zu gehen, das er in so auffallender Weise verlassen hatte, auch nicht in dem seltsamen Aufzuge nach Basel, sondern alsbald nach seiner heimathlichen Burg zu ziehen, die ihm nun nicht mehr fern lag. Nachdem er sich zur Rast zwingen wollte und es nicht vermochte, streifte er auf Umwegen durch Hain und Wald unbemerkt um die Stadt Basel, und gelangte gegen Abend nach der Fähre von Hüningen. Der Schiffer setzte ihn alsbald über den Fluß. Als der Kahn die Mitte des Stromes erreicht hatte, der Ritter gedankenvoll in die Fluth hinab stierte, tauchte plötzlich eine weibliche Leiche vor seinen Blicken aus den Wellen empor. Es war Jutta’s drohendes Antlitz, war der Busen mit der Todeswunde. Der Schiffer sah die Erscheinung ebenfalls, sah den Ritter auf den Grund des Kahnes zusammen sinken, als ob er sich vor dem Anblick erretten wolle, und ruderte herzhafter, um dem Schrecknisse zu entkommen. Als der Kahn an das jenseitige Ufer stieß, verschwand der Ritter alsbald, ohne Fährlohn zu zahlen, und ohne es zu fodern ruderte der zitternde Schiffer wieder zurück, froh, des unheimlichen Gefährten ledig zu sein. Veit eilte stromabwärts nach seiner Burg. Wie er aber unten ankam, sich vom Usfer zum Felsenstege wenden wollte, der ihn in’s Schloß führte, sah er die todte Braut zum dritten Male aus den Wellen auftauchen, sah sie an den Felsen festgehalten. Dies überwältigte die Kräfte seines Geistes. Sinnlos eilte er zur Burg, brachte die Dienerschaft, die ihn nicht erwartet hatte, durch den Ausruf: daß seine Braut einziehen wolle, in Unruhe und Aufruhr. Dann eilte er eben so rasch wieder den steilen Bergpfad hinunter. Seine erschrockenen Diener,

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Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)