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„Der Kummer war der Vater mein,
Die Mutter war die Noth;
Helft mir um Gott mit eurem Gold,
Sonst ist der Frost mein Tod.“

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Der erste Reiter sah nicht um,

Vorbei der Zweite ritt,
Der Dritte hielt beim Bettler ein
Des Roßes raschen Schritt.

„Ich hab nicht Silber und nicht Gold,

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Um Gott gäb’ ich es gern;

Doch was ich hab’, das nimm von mir,
Zu Liebe Gott dem Herrn.“

Er zog sein Schwert so scharf und gut,
Den Mantel durch er schnitt.

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Die Hälfte gab er freundlich hin,

Und weiter dann er ritt.

Der Bettler rief ihm dankend nach.
St. Martin ritt in Eil’,
Sie sah’n mit Hohn ihn reiten fort

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Mit seinem Manteltheil.


St. Martin war vom Reiten müd,
Er fiel in süßen Schlaf,
Als heller als das hellste Licht,
Ein Glanz sein Auge traf.

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Der Himmel hoch, der Himmel weit,

Der stand vor ihm so klar,
Und in schneeweißem Sonnenkleid,
Gar manche Engelschaar.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)