Die Hügel stolz von Reben, die süßer Würze blüh’n,
Von Korn geschwellt die Auen, die Wiesen duftig grün.
Die Flüsse sonnengolden im funkelnden Gewand,
Wohl rauscht aus allen Wäldern ein mächt’ger Harfenklang,
Wohl locken und rufen die Bäche mit wonnigem Gesang;
Doch stumm sind längst geworden mit ihrer Lieder-Weis
Die kunstgeübten Harfner, des Landes Zier und Preis.
Und fühlet ihr denn nimmer des Sanges heil’ge Lust?
Laßt sausen und laßt brausen mit Jugendmacht den Sang,
Die Ahnen hoch zu preisen im frischen Harfenklang!
Einst waren andre Tage, von Kampf erscholls und Schlacht,
Was haben da geblitzet die Schwerter auf den Höh’n,
Vom Münsterthurme klang es wie Donnersturmgedröhn.
Aus Wäldern und aus Klüften erscholl ein wild Geschrei,
Von Berg zu Bergen hallte des Krieges Melodei,
Da war die Nacht so graulich vom dräuenden Gebliz.
Zwei Tage und zwei Nächte vernahm man solchen Schall,
Kühn kämpften Freiburgs Bürger vom hochgethürmten Wall;
Wie Leuen man sie sahe auf ihren Mauern dort,
Was rangen da die Deutschen mit wildentbrannter Wuth!
Was ward die Nacht viel heißer, denn Tags die Sonnengluth!
Die Deutschen und die Welschen, die schlugen da so heiß,
Daß man von grimmerm Kampfe wohl nicht zu künden weiß.
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)