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ist ängstlich und geistlos, auch ist die Form der Finger nicht die dem Pietro eigenthümliche.

5. Giovanni Bellini. Zwei der Zeichnungen unter diesem Namen gehören dem Filippo Bellini an, einem Urbinaten vom Ende des 16. Jahrhunderts; „Achilles und Polissena“ einer noch spätern Zeit, und endlich dürfte der von hinten gesehene, in schwarzer Kreide ausgeführte Frauenkopf mit Netzhaube, wohl eher einem Niederländer aus dem 17. Jahrhundert, als dem Giambellino zuzuschreiben sein.

6. Andrea Mantegna. a) Christus zwischen den h. Andreas und Longinus, mit der Aufschrift: PIO ET IMMORTALI DEO, getuschte Federzeichnung, sehr schön und, wie ich glaube, auch echt. Wahrscheinlich ist diese Zeichnung für den bekannten Kupferstich entworfen.

b) Mucius Scaevola, grau in grau, auf Leinwand aquarellirt, scheint mir ebenfalls dem Mantegna selbst anzugehören.

c) Eine der Musen, welchen wir in seinem bekannten Bilde der Louvregalerie „der Parnaß“ begegnen. Feder, Sepia und Kreide. Scheint mir Kopie zu sein. Eine zweite von jenen Musen, in derselben Art behandelt wie diese und auch von derselben Größe, besitzt Herr Carlo Prayer in Mailand[1]


  1. Meinen jungen Freunden will ich hier einige echte Handzeichnungen des Mantegna angeben und dieselben ihnen zum Studium empfehlen. Sie sind von Braun in Dornach photographirt und daher Jedermann leicht zugänglich:
         a) Maria mit dem Christkinde; getuschte Federzeichnung; sehr schön. No. 57 des Braun’schen Katalogs.
         b) Studie zu „Christi Auferstehung“; aquarellirte Federzeichnung. No. 56.
         c) Die s. g. „Verleumdung des Apelles“; Aquarellzeichnung, mit Kreide aufgehöht. No. 59.
         d) Mars, Diana und Venus; Aquarellzeichnung. No. 58.
         e) „Judith“, Aquarellzeichnung; vorzüglich.
    Die vier ersten befinden sich im British Museum zu London, die fünfte in der Sammlung der Uffizigalerie zu Florenz. Eine vergrößerte Kopie der letzteren in der Louvresammlung, dort für ein Original ausgegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)