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nennen ihn darum noch immer, wie dies auch Herr Hübner thut, Bonifazio Bembi.

Facio Bembo, auch Facio di Valdarno genannt, welcher in Cremona (Kirche vom h. Augustinus), in Mailand, im Castell von Pavia und anderswo für die Sforza’s gemalt[1], hat gewiß weder eine künstlerische noch eine Familienbeziehung zu den Bonifazio von Verona gehabt. Es gab übrigens noch einen Benedetto Bembo, aus der Schule des Squarcione, von dem im Schloße von Torchiara (im Parmensischen) ein bezeichnetes Werk besteht. Ich rathe daher Herrn Hübner, in der nächsten Auflage seines Kataloges den Familiennamen Bembi lieber weglassen zu wollen. Die Malerfamilie der Bonifazio nun, aus deren Werkstatt nicht nur Antonio Palma, der Vater des jüngern Palma, sondern meiner Ansicht nach auch Polidoro Lanzani, Pol. veneziano genannt, hervorgingen, wirkte vom Anfange des dritten Decenniums an bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts, und zwar fast ausschließlich in Venedig. Zur bessern Unterscheidung der drei Maler Bonifazio, von denen allen bezeichnete Werke auf uns gekommen sind, welche die Jahre 1531 und 1579 umfassen, wollen wir für den künstlerisch bedeutendsten von ihnen den Namen Bonifazio (veronese) senior gebrauchen, für den zweiten Bonifazio (veronese) junior, den dritten aber Bonifazio veneziano nennen.

Bonifazio veronese senior wird schon von Ridolfi (Vite dei Pittori veneti, I, 369), und zwar, wie ich glaube, richtig, Schüler des Palma vecchio genannt. Mehr als schriftliche Dokumente sprechen für diese Angabe, so die Werke desselben, von denen die seiner Jugend sogar dem


  1. Von all den Werken dieses zu seiner Zeit sehr berühmten Malers blieben bis vor etwa 17 Jahren nur die lebensgroßen, auf einer Wand der Kirche von S. Agostino zu Cremona, al fresco gemalten Bildnisse des Francesco Sforza und seiner Gemahlin Bianca Maria Visconti erhalten. Eine unsinnige Uebermalung, d. h. Restauration, hat jedoch auch diese Kunstreliquie zerstört.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/236&oldid=- (Version vom 31.7.2018)