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Studie ist in Schwarzkreide ausgeführt und mit Gips gehöht.

Demselben Filippino Lippi und nicht, wie der Katalog sagt, dem Cosimo Rosselli, gehört auch die andere schöne Zeichnung an, die einen Johannes den Täufer und einen sitzenden jungen Mann daneben darstellt. (Im Braun’schen Kataloge No. 40 und 41). Filippino ist nicht schwer zu erkennen an seiner charakteristischen Form der Hand, des Fußes und des Ohres. Und doch wird derselbe nicht nur in seinen Zeichnungen, sondern selbst in seinen Gemälden nicht selten mit seinem Schüler Raffaellino del Garbo, manchmal mit seinem Vater Fra Filippo Lippi, dann mit Perugino und sogar mit Masaccio verwechselt[1].

Etwas verrieben, wiewohl echt und interessant, erscheint mir die Schwarzkreidezeichnung des Luca Signorelli auf braunröthlich grundirtem Papiere. Es sind vier Studien des nackten männlichen Körpers in verschiedenen Stellungen. Täusche ich mich nicht, so sind dies Studien zum jüngsten Gerichte im Dom von Orvieto.

Die Federzeichnung, die dem Sandro Botticelli zugemuthet wird und einen hinschreitenden, jungen Mann, vom Rücken gesehen, darstellt, scheint mir dagegen dem Antonio da Pollajuolo anzugehören. (Im Braun’schen Kataloge No. 13).


  1. Mit Fra Filippo wurde er in folgenden Zeichnungen des Louvrekatalogs verwechselt: No. 230, ein Mann in sitzender Stellung, den Kopf auf der linken Hand gestützt, die Rechte auf dem Knie; No. 231, an am Boden sitzender junger Mann, und No. 232, zwei sitzende junge Männer, von denen der eine auf der Mandola spielt; mit Masaccio in der Zeichnung des British Museums, worauf ein Soldat nebst einen lesenden Mann dargestellt sind. (Im Braun’schen Kataloge No. 31); mit P. Perugino in einer andern Zeichnung derselben Sammlung, mit diesem Meister zugeschrieben. Es ist dies eine Skizze von Filippino Lippi zu seinem Freskobilde in der Kapelle Caraffa in Sta. Maria sopra Minerva in Rom: der h. Thomas von Aquino auf dem Lehrstuhle dem Volke predigend (von Braun photographirt, No. 148 seines Kataloges).
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/275&oldid=- (Version vom 31.7.2018)