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zieht Costa seine Formen stets in die Länge. Zu guterletzt muß ich noch bemerken, daß die landschaftlichen Hintergründe von Costa, die gewöhnlich die Aussicht aufs Renothal, in der Nähe von Bologna, darstellen, an Feinheit des Liniengefühls und an poetischer Auffassung ihresgleichen unter den Landschaften der Zeitgenossen suchen.

Zu den frühern Schülern des Cosmè mag der Ferrarese Francesco Bianchi gehört haben. Er muß zwischen den Jahren 1440 und 1450 geboren sein. Sein ältestes mir bekanntes Bild befindet sich im Besitze der Erben (Lombardi) des Professors Saroli in Ferrara und stellt den „Tod der Maria“ dar. Dies Gemälde zierte ehedem die Kirche des Klosters von S. Guglielmo von Ferrara.[1].


  1. Auf Holz mit arabeskirtem Goldgrund. Die todte Maria liegt auf einer von den zwölf Aposteln umstandenen Bahre; unterhalb derselben zwei Engel, Weihrauchfäßchen schwingend; oben Christus, von Engeln umschwebt, die Seele der Abgeschiedenen in der Gestalt eines Mädchens auf seinen Knieen haltend. Die Falten am Mantel Christi sind noch ganz nach Art des Tura gebildet, der Kopf des Mädchens, welches die Seele der Maria vorstellen soll, erinnert ebenfalls lebhaft sowohl an die Madonnenköpfe bei Tura als an jene seines spätern Schülers Costa; die Form der Hände mit den überlangen Fingern, die des Ohres ebenfalls charakteristisch für Francesco Bianchi. In diesem Werke, welches der Frühzeit des Meisters angehören muß, erscheint Bianchi als Schüler des Tura. Zu diesem Bilde bemerken die Herren Cr. und Cav. (I, 534, 5): „This picture is ascribed by some persons to Mantegna – – – this is an ugly picture with all the faults of the Ferrarese, and something of the manner which Grandi might have had in his earliest period, but query is it by him or the young Costa, or even Coltellini“ – und (pag. 539, 1) „it may be possible that the „death of the Virgin“ should be an early Costa; admitting this, Costa would prove to be a disciple of Ercole Grandi(!!) – Dieses Herumtappen bei so umsichtigen und erfahrenen Männern, wie die berühmten Historiographen sind, rührt, glaube ich, von einem gänzlichen Mangel an Methode her. – Ein anderes Bild von Bianchi befindet sich auch in der städtischen Sammlung von Ferrara (No. 29); es stellt Maria mit dem Kinde zwischen den H. Hieronymus und Maria Egiziaca und die Eremiten Paulus und Antonius dar; oberhalb die „Verkündigung“ (unter dem Namen des Lorenzo Costa). Mehrere Werke von Francesco Bianchi in Modena, in der Bildergalerie daselbst, im Hause Rangoni, in der Kirche S. Pietro u. s. f.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/297&oldid=- (Version vom 31.7.2018)