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des Francesco Benaglio, eines Nachahmers und Kopisten des Mantegna, gewesen sein.[1] Auf jeden Fall aber gehört dieses unbedeutende Bildchen weder dem Bono von Ferrera und noch viel weniger dem großen Mantegna an, sondern ist die Arbeit eines Veronesers aus den drei letzten Decennien des fünfzehnten Jahrhunderts, der in einer nahen Beziehung zu Francesco Benaglio stand.

Nach der traurigen Erfahrung, die wir so eben an den vermeintlichen Werken des Giovanni Bellini und Mantegna gemacht haben, werden wir gut thun, mit um so größerer Vorsicht an die Betrachtung der im Kataloge unter dem Namen des Basaïti, des Jacopo Palma, des Lorenzo Lotto, des Giorgione und Tizian angeführten Bilder zu gehen.

Von Marco Basaïti findet sich (Kabinet 18, Nr. 1129.) eine „Kreuzabnahme“, die im Kataloge nur dubitativ dem Basaïti zugeschrieben wird; meiner Ansicht nach aber ist es zwar kein schönes aber ein untrügliches Jugendwerk dieses Meisters. Die Herren Crowe u. Cavalcaselle (Bd. I, S. 266, Anm. 3) Ich einen fast Herrn Marggraff Recht geben zu wollen, indem sie bemerken, daß dieß Gemälde mit seinem ärmlichen Charakter sie lebhaft an Nicolaus de Barbaris (?) oder, wenn man lieber wolle, an Marziale erinnere.[2]


  1. Siehe sein bezeichnetes Bild in der Kirche S. Bernardino zu Verona – eine modificirte Kopie des Bildes von Mantegna in S. Zeno. Von Girolamo Benaglio mehrere Bilder in der städtischen Galerie von Verona, so wie auch einige einzelne Heiligenfiguren, die unserm S. Veronensis angehören möchten.
  2. Ich erlaube mir bei diesem Bilde die jungen Kunstbeflissenen auf eine Kleinigkeit aufmerksam zu machen, nämlich auf die häßlichen runden Nägel, welche dem Basaïti in seinen Jugendarbeiten eigenthümlich sind. Diese rundliche Form der Nägel werden sie auch in einigen Händen auf dem Bilde (No. 559), das die Herren Crowe und Cavalcaselle doch als Werk Basaïti’s gelten lassen, wiederfinden, so z. B. an den Fingern des Christkindes, an denen der rechten Hand der Maria und des h. Sebastian. – Ein Schüler oder ein Nachahmer nimmt solche Eigenthümlichkeiten [15] nicht an. Ueberdieß spricht noch die Landschaft, die eigenthümliche Farbenharmonie, der Faltenwurf und anderes mehr für Basaïti.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)