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mit der Aufschrift versehene Kopie dieses Bildes sah ich vor Jahren beim Antiquar Baslini in Mailand.

Auch die zwei dem Vicenzo Catena zugeschriebenen Bilder sind gut und charakteristisch für den Meister; No. 19 stellt Maria mit dem Kinde und Heiligen dar; No. 32 ist das Bildniß eines in Venedig ansäßigen Fugger aus Augsburg und darf als eines der besten Porträts dieses Malers betrachtet werden.

Der erste Lehrer des Catena möchte wohl sein Landsmann, der ältere Hieronymus von Treviso, gewesen sein, wie dies mir aus etlichen Jugendbildern Catena’s sich zu ergeben scheint. Ein solches mit Namen bezeichnetes Bild befindet sich unter andern in der Bildergalerie zu Pesth, ein anderes in der Stadtgalerie von Padua[1].

Dem Francesco Bissolo, einem andern Trevisaner und Schüler, ja Nachahmer des Giambellino, gehört die „Auferstehung Christi“ an (No. 43). Die bessern Werke dieses unbedeutenden Malers werden oft dem Bellini selbst zugeschrieben, wie unter andern auch das viel bewunderte Madonnenbild in der Sacristei des Redentore zu Venedig.

Von den Schülern des Giambellino aus dem Bergamaskischen finden wir hier ebenfalls einige Werke vor: unter andern ein ganz vorzügliches, dem Lorenzo Lotto sehr nahe stehendes Frauenporträt von Palma vecchio[2], No. 197a, etwa zwischen 1512 und 1520 gemalt;


  1. Das Bild in der Stadtgalerie von Pesth (No. 138) stellt Maria mit dem Kinde auf den Knieen dar, auf den Seiten der h. Joseph und eine Heilige; bezeichnet: VIZENZO C. P. Die Mache erinnert an Girolamo da Treviso, die Komposition an Giambellino. Die „Darstellung im Tempel“ (No. 29 in der städtischen Galerie von Padua) ist bezeichnet: VICENTIVS de Tarvisio.
  2. Die Handzeichnungen der Venezianer sind im Ganzen höchst selten, jedenfalls[a 1] viel seltener als diejenigen der bedeutenderen Meister aus Umbrien und Toscana. Von L. Lotto besitzt die Ambrosiana (Libro Resta) zwei Studien zu einem h. Joseph (Schwarzkreide); von Palma vecchio sind mir noch nie Zeichnungen zu Gesicht gekommen; jene Röthelzeichnung, Maria mit [413] dem unbekleideten Kinde auf den Armen (im Besitze des Marquis de Chennevières), die in der großen Ausstellung vom vorigen Jahre in Paris als von Palma vecchio bewundert und von Herrn Charles Ephrussi (Les Dessins des maîtres anciens etc., pag. 145) ein „Palma condensè“ bezeichnet wurde, gehört meiner Ansicht nach nicht dem Palma, sondern dem G. A. da Pordenone an. Man vergleiche z. B. das Kind auf dieser Zeichnung mit dem auf jener des Pordenone in der Venezianischen Akademie (No. 155 im Katalog des Photographen A. Perini). Die Photographie der Zeichnung des Herrn Chennevières trägt im Braun’schen Katalog die Nummer 212. Auch schon der bauschige Mantel sowie der Gesichtstypus der Maria verrathen den Pordenone. – Palma ist in der Zeichnung seiner Bilder stets quattrocentistischer und nie so frei und breit wie diese Röthelzeichnung.

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  1. Vorlage: edenfalls
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/431&oldid=- (Version vom 31.7.2018)