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Mailand; es soll den Cesare Borgia (?) vorstellen und wird im Hause Castelbarco dem Raffael Sanzio zugeschrieben. Beide Gemälde sind durch Uebermalung sehr entstellt.

Es bleibt mir noch übrig, über zwei Bilder lombardischen Ursprungs meine Meinung abzugeben. Dieselben hängen im Saale 9, unter der Nummer 537 und 543, und stellen das eine den h. Ambrosius, das andere den h. Ludwig von Toulouse dar. Sie sind zwar nur muthmaßlich als Werke des Antonio Solario, lo Zingaro[1] genannt, dem Publikum vorgestellt, gehören aber sowohl nach dem competenten Urtheile der Herren Cr. u. Cav. als auch meinem eigenen Dafürhalten nach einem lombardisch-pavesischen Maler an. Daß der Künstler dieses Bildes in naher Beziehung zu Pier Francesco Sacchi gestanden, scheint einleuchtend. Daß diese zwei Heiligen aber, wie die obgenannten Kunsthistoriker behaupten, dem Cesare Magni einem Schüler und Nachahmer Sacchi’s, zugeschrieben werden müssen, wage ich nicht zu behaupten.




  1. Ein Zingaro, Maler aus dem Neapolitanischen, mag wohl existirt haben, das will ich nicht in Abrede stellen. Authentische Werke von ihm sind mir aber nicht bekannt. Sind die Fresken im Klosterhofe von S. Severino zu Neapel (in neuester Zeit durch Uebermalung ungenießbar gemacht –) wirklich von ihm, wie man allgemein annimmt, so muß er als Schüler des Pinturicchio angesehn werden, jedenfalls also als ein Maler aus dem Ende des XV., und dem Anfange des XVI. Jahrhunderts.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)