§ 190. Im wortinlaut, ausser nach s v w, entspricht der durch l̄ dargestellte laut einem älteren, meist durch assimilation eines dentals an l, enstandenen [sic! entstandenen] langen oder verdoppelten l, dem ein gutturaler vokal folgt oder einst folgte. Beispiele sind: aiəl̄ „hitze“ (der hündin) [vgl. § 4 u. II 251, 14], air. adall; ȧləx [sic! ȧl̄əx] „vieh“, air. ellach; bal̄ə „mauer“, mengl. bailly, mlat. ballium; bāl̄ „fleck“, mir. ball; brol̄əx „brust“, mir. brollach; dāl̄ „blind“, mir. dall; gal̄ gāl̄ „engländer“, mir. gall; ǵȧl̄ ǵǡl̄ „pfand, versprechen“, air. gell; ǵiəl̄ „kinnlade“, mir. giall; hāl̄ „drüben“, air. tall; kol̄ə „schlafen“, air. cotlad cotlud; kol̄əx „eber, wildschwein“, air. cullach; ḱiəl̄ „verstand, sinn“, air. ciall; mal̄īm „verfluche“, mir. mallaigim; māl̄ „langsam“, air. mall; mȧl̄ĭm „betrüge“, mir. mellaim; mul̄əx „gipfel, spitze“, mir. mullach; cŕiəl̄ „reisen“, mir. triall.
Nur in vereinzelten fällen, wie beispielsweise in campl̥̄ „kirche“, air. tempul, geht inlautendes l̄ nach anderen lauten als s w v auf ein einfaches l zurück.
§ 191. Der buchstabe ĺ bezeichnet einen stimmhaften reibelaut mit engenbildung zwischen den seitenrändern der zunge und den backenzähnen bei gleichzeitiger verschlussbildung zwichen dem vorderen zungenrücken und der mitte des harten gaumens.
§ 192. Der durch ĺ dargestellte laut entspricht im wortanlaut sowie inlautend nach š v und der verbindung ĺc einem älteren l vor palatalem vokal. Beispiele hierfür sind: ĺaiəs „heilen“, mir. leges; ĺauər „buch“, air. lebor, lat. liber; ĺaunəxt „neue milch“, mir. lemnacht; ĺȧ „hälfte“, air. leth; ĺȧbə „bett“, mir. lepaid; ĺȧhn̥̄ ĺǡn „breit“, air. lethan; ĺȧhr̥ „leder“, mir. lethar; ĺȧĭm „schmelze“, mir. legaim; ĺȧk „fliese“, mir. lecc; ĺȧnĭm „folge“, mir. lenaim lenim; ĺȧs „vorteil“, air. less; ĺehəd „breite“, air. lehet; ĺēm „sprung“, air. léimm; ĺēnə „hemd“, air. léine léne; ĺiə „grau“, mir. liath; ĺīm „lecke“, air. ligim; ĺīn „flachs“, mir. lín; ĺīn „netz“, air. lín; ĺīnĭm „fülle“, air. línaim; ĺīrōȷ „fussball“, air. liathróit; šĺauən „glatt“, air. slemun; šĺȧ „speer“, mir. sleg; šĺiəv „berg“, air. slíab; šĺiš „schulter-
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/89&oldid=- (Version vom 15.9.2024)