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sie sich hinlegten, hatte sich nämlich der Himmel verdüstert, und ein heftiger, schneidender Wind setzte ein. Doch als sie erst einmal in die Säcke gekrochen waren, merkten sie nichts mehr davon; so warm und behaglich war es darin. Die Säcke sollten ihr zwanzigstündiges Gefängnis werden. Ein Glück war es, daß jeder Proviant bei sich hatte, denn so oft sie auch, nachdem sie schon längst ausgeschlafen hatten, die Oeffnung über dem Kopfe aufschnürten und hinauslugten, sie konnten nicht aus ihrem Gefängnisse, denn immer heftiger wurde das Schneewetter, das sie schließlich vollständig unter einer Schneedecke begrub. Warm und sicher lagen sie so allerdings; aber sie wurden auch von Todesgedanken geängstigt.

Endlich wurde ihr Gefängnis von fremder Hand geöffnet, und zwar von Richard, der sich zuerst aus dem Schnee gegraben hatte. Ueber ihnen lachte die Sonne am blauen Himmel, und die sorglosen Eingeborenen lachten hinter ihren Kapuzen ebenfalls.

Richard dachte noch nicht an eine Rückkehr. Ja, er hatte sogar beschlossen, daß seine Begleiter die warme Grotte nie wieder sehen sollten. Allerdings verheimlichte er ihnen dies noch. Unter seiner Leitung mußten sie jetzt eine Schneehütte aufführen, wie er es in Reisebeschreibungen gelesen hatte, eine echte Eskimohütte. Zu diesem Zwecke wurden aus hartgefrorenem Schnee mit erhitzten Steinmessern Steine geschnitten und diese so übereinander gesetzt, daß ein runder Bau entstand, dann kam eine Lage Zweige darüber und dann wiederum Schnee. Auch eine Fensteröffnung wurde ausgeschnitten und eine Scheibe Süßwassereis dareingesetzt; aber man brachte keine Thür an, sondern statt dieser diente ein langer Gang unter dem Schnee, dessen äußere Oeffnung[WS 1] verstopft werden konnte. Später wurde noch ein zweiter nach der anderen Seite hin angelegt, sodaß derjenige, in welchen der Wind hineinblies, stets verschlossen gehalten werden konnte.

Möbel waren schnell hergestellt. Einfache Schneebänke

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Offnung
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Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)