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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/123

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Verschiedene: Die zehnte Muse


     Hat die Göttin auch des Glückes
Fürstengüter euch beschert,
So, dass demutvollen Blickes

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Alt und Jung Verehrung schwört –

Wenn euch teutscher Sinn gebricht,
Acht’ ich aller Schätze nicht.

     Eure höflichen Geberden,
Eure schöne Redekunst,

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Ob sie laut gepriesen werden,

Sind nur Spiel und eitel Dunst,
Und besteh’n, ihr Jungfrau’n, nicht,
Wenn euch teutscher Sinn gebricht.

     Käm’t auch edeln Stammes wegen

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Ihr den Königinnen gleich,

Dennoch wahrhaft überlegen
Bleibt ein teutsches Mädchen euch.
Hoher Stand beliebt uns nicht,
Wo der teutsche Sinn gebricht.

Heinrich Albert.
(1604–1639.)





Der erste Kuss.

Wie kommt es, dass ich nichts gespürt
Von jenem Hochgenusse,
Den jeder Dichter schon besang,
Bei ihrem ersten Kusse?

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Wie kommt es, dass mich nicht durchzuckt’

Ein Zittern und ein Beben,
Als sie ihr Lippenpaar gewölbt,
Den ersten Kuss zu geben?

Wie kommt’s, dass ich nicht glücklich war.

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Als Mund an Mund sich schmiegte?

Das kommt wohl daher, dass den Kuss
Ein – gänzlich andrer kriegte!

Alexander Moszkowski.





Das Geheimnis.

     Heckenröslein, über Nacht
Seid ihr aufgegangen,
Schaut mich freudig an und lacht
Mit verschämten Wangen.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)