Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Hat die Göttin auch des Glückes
Fürstengüter euch beschert,
So, dass demutvollen Blickes
Wenn euch teutscher Sinn gebricht,
Acht’ ich aller Schätze nicht.
Eure höflichen Geberden,
Eure schöne Redekunst,
Sind nur Spiel und eitel Dunst,
Und besteh’n, ihr Jungfrau’n, nicht,
Wenn euch teutscher Sinn gebricht.
Käm’t auch edeln Stammes wegen
Dennoch wahrhaft überlegen
Bleibt ein teutsches Mädchen euch.
Hoher Stand beliebt uns nicht,
Wo der teutsche Sinn gebricht.
Der erste Kuss.
Wie kommt es, dass ich nichts gespürt
Von jenem Hochgenusse,
Den jeder Dichter schon besang,
Bei ihrem ersten Kusse?
Ein Zittern und ein Beben,
Als sie ihr Lippenpaar gewölbt,
Den ersten Kuss zu geben?
Wie kommt’s, dass ich nicht glücklich war.
Das kommt wohl daher, dass den Kuss
Ein – gänzlich andrer kriegte!
Das Geheimnis.
Heckenröslein, über Nacht
Seid ihr aufgegangen,
Schaut mich freudig an und lacht
Mit verschämten Wangen.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)